Abstract
Bettlägerigkeit ist ein alltägliches Phänomen der Pflege, trotzdem liegt kein differenziertes Wissen über Gründe, Formen, Entwicklung und Bewältigung von Bettlägerigkeit vor. Der Begriff Bettlägerigkeit wird beliebig eingesetzt, der Zustand ist nur grob umrissen. Eine Literaturanalyse ergab, dass lediglich die pathophysiologischen Folgen des Liegens hinreichend geklärt sind. Die vorliegende Untersuchung hat zum Ziel, Einblicke in die Entstehung von Bettlägerigkeit zu erhalten. Den Hauptdatenbestand der vorliegenden Untersuchung bildeten 32 Interviews mit bettlägerigen, älteren Menschen. Die Befragten berichten über die Entwicklung aus ihrer Sicht. Es handelte sich um 19 Frauen und 13 Männer, die Hälfte lebten im Altenheim, die anderen wurden zu Hause versorgt. Diese qualitative Studie folgte dem Forschungsstil der Grounded Theory nach Strauss und Corbin. Als zentrale Kategorie bildete sich das Phänomen der «allmählichen Ortsfixierung» heraus. Bettlägerigwerden geschieht in einem schleichenden Prozess der zunehmenden Verwiesenheit auf einen Ort. Die Entwicklung ist verbunden mit steigendem Hilfebedarf und ungünstigen Folgen wie der Liegepathologie, Interesseneinengung und Zeitverlust. Diese Folgen unterhalten wiederum die Abwärtsentwicklung. Die Untersuchung deckt einen phasenhaften Verlauf und eine Reihe von Einflussfaktoren auf diesen Prozess auf. Viele dieser Faktoren liegen in der betroffenen Person selbst und in ihrer Interaktion mit den Umständen; andere Einflüsse liegen im strukturellen Bereich, zum Beispiel durch Zeitdiktate der Pflege oder durch ungünstige Möblierung. Ein großer Teil dieser einflussnehmenden Faktoren sind veränderbar – bei rechtzeitiger Erkennung und Vorbeugung könnte ein unfreiwilliges Schicksal langer Bettlägerigkeit für viele Betroffene vermieden werden.
Subject
General Medicine,General Nursing
Cited by
11 articles.
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