Angst, Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen bei Flüchtlingen – eine Bestandsaufnahme

Author:

Lindert Jutta1,von Ehrenstein Ondine2,Wehrwein Annette1,Brähler Elmar3,Schäfer Ingo4

Affiliation:

1. Soziale Arbeit und Gesundheit, University of Applied Sciences Emden/Leer

2. Department of Community Health Sciences, UCLA Fielding School of Public Health, Los Angeles, United States

3. Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universität Leipzig

4. Arbeitsgruppe Trauma- und Stressforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Abstract

Zusammenfassung Angst, Depressionen und Posttraumatische Belastungssymptome und Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Belastungen bei Flüchtlingen. Wir führten einen systematischen Review durch. Zunächst wurden Schlüsselwörter für die systematische Suche in PUBMED festgelegt. Dann führten wir eine systematische Suche anhand der festgelegten Suchbegriffe in PUBMED durch. Eingeschlossen wurden: Originalartikel seit 2009 zu Flüchtlingen, die 1) nicht in psychiatrischen Einrichtungen lebten, 2) höchstens 5 Jahre im Zufluchtsland lebten, 3) auf Zufallsstichproben basierten und 4) über quantitative Daten zu Angst, Depression und PTBS berichteten sowie 5)>100 Studienteilnehmende hatten. Zusätzlich suchten wir manuell nach Studien in den Referenzlisten. Wir identifizierten an Hand der Suchstrategie insgesamt n=1 877 Studien. Von diesen erfüllten 15 Studien die Einschlusskriterien. 52% der Flüchtlinge kamen aus Afrika (Somalia, Kongo, Ruanda, Liberia, Sierra Leone, Togo), 33% aus Asien (Syrien, Bhutan, Vietnam, Kambodscha, Irak) und 16% der Flüchtlinge kamen aus mehr als einem Kontinent. In diesen Studien wurden insgesamt n=6 769 Flüchtlinge hinsichtlich ihrer psychischen Gesundheit untersucht. Die Anzahl der Teilnehmer variierte von n=117 bis n=1 422 (Median: n=366). Die Prävalenzrate variierte bei posttraumatischer Belastungsstörung von 5–71% (Mittelwert: 32%), bei Depression von 11–54% (Mittelwert 35%). Flüchtlinge aus Ländern mit massiven Menschenrechtsverletzungen zeigten mehr psychopathologische Symptome als die aus Ländern ohne massive Menschenrechtsverletzungen. Die Heterogenität der Prävalenzraten ist zum einen auf methodische Unterschiede zurückzuführen, zum anderen auf Unterschiede in den Flüchtlingspopulationen. Der Bedarf an psychosozialer und medizinischer Versorgung von Flüchtlingen aus Ländern mit hohen Menschenrechtsverletzungen sollte dringend mithilfe repräsentativer Studien überprüft werden und Versorgungsangebote entsprechend des Bedarfs und der Bedürfnisse entwickelt werden um eine Lebensperspektive im Zufluchtsland Deutschland aufzubauen.

Publisher

Georg Thieme Verlag KG

Subject

Psychiatry and Mental health,Applied Psychology,Clinical Psychology

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