Abstract
ZusammenfassungWie werden aus menschlichen Körpern begründungssensible, zurechnungsfähige und insofern rationale Personen? Ein wichtiger Strang der soziologischen Theorietradition bearbeitet dieses Problem über die Rekonstruktion des Prozesses der Ontogenese als Internalisierung kommunikativer sozialer Strukturen. Der Artikel erzählt innerhalb dieser Theorielinie eine dreiteilige sozialtheoretische Fortschrittsgeschichte, die von Mead über Habermas zu Brandom führt. Die klassischen Einsichten von George Herbert Mead in die Soziogenese des Individuums wurden durch Jürgen Habermas’ Einführung pragmatistischer Sprachtheorie erweitert, welche wiederum mit der Theorie diskursiver Praktiken von Robert Brandom auf eine neue Basis gestellt werden könnte. Im Übergang von Mead über Habermas zu Brandom gelingt es immer genauer, den Zusammenhang von Sprache und menschlicher Rationalität begrifflich zu präzisieren und dabei gleichzeitig den Voraussetzungsreichtum der theoretischen Vorannahmen zu senken.
Funder
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Reference65 articles.
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