Abstract
ZusammenfassungWarum wagen Frauen seltener den Schritt in die Selbstständigkeit als Männer? Die vorliegende Untersuchung fokussiert auf die Umsetzung einer Selbstständigkeit durch Hochschulabsolventinnen und -absolventen und untersucht, welche Faktoren mit der Geschlechterlücke einhergehen. Die Auswahl der Prädiktoren basiert auf dem theoretischen Modell von Eccles et al. (1983), welches in der Tradition eines „Erwartung × Wert-Modells“ unter Einbeziehung sozialer, psychologischer, demografischer und ökonomischer Einflüsse die berufliche Wahlentscheidung beleuchtet. Sowohl über die Zeit hinweg stabile Merkmale, wie die Selbstständigkeit der Eltern, der fachspezifische Studienabschluss und das Big Five-Persönlichkeitsprofil, als auch dynamische und durch Lebensumstände beeinflusste Faktoren, wie Arbeits- und Lebensziele, wurden untersucht. Die Datengrundlage bildete die zweite Welle des DZHW (Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung) Absolventenpanel 2009 (N = 2465). Um den Einfluss der Prädiktoren auf die Geschlechterdifferenzen zu analysieren, wurden logistische Regressionsmodelle berechnet, die zum einen den Einfluss insgesamt und zum anderen den geschlechterseparierten Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung einer Selbstständigkeit untersuchen. Die Ergebnisse belegen, dass Frauen nach wie vor seltener beruflich selbstständig sind als Männer. Geschlechtsspezifische Auswertungen zeigen weiterhin, dass bei Absolventinnen vor allem Arbeits- und Lebensziele und bei Männern die Vorbildrolle der Eltern dazu führt, unternehmerisch tätig zu sein. Absolventinnen, denen ein sicherer Arbeitsplatz eher unwichtig und eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie weder besonders wichtig noch besonders unwichtig ist, zeigen eine höhere Wahrscheinlichkeit, selbstständig tätig zu sein, während diese Arbeits- und Lebensziele für Absolventen weniger entscheidend sind. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass Absolventinnen und Absolventen hinsichtlich ihres unternehmerischen Persönlichkeitsprofils gleichermaßen gut für eine berufliche Selbstständigkeit ausgestattet sind. Das Papier schließt mit Überlegungen, wie die berufliche Selbstständigkeit insbesondere bei Hochschulabsolventinnen gefördert werden kann.
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Sociology and Political Science,Social Psychology
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1. Betriebe und soziale Ungleichheit;Handbuch Sozialstrukturanalyse;2024