Author:
Jungmann Stefanie M.,Witthöft Michael
Abstract
<b><i>Hintergrund:</i></b> Mythen im Sinne von wissenschaftlich nicht haltbaren Aussagen sind im Bereich der Klinischen Psychologie und Psychotherapie weitverbreitet und können erhebliche Auswirkungen haben (z.B. Stigmatisierung, unwirksame/potenziell schädliche Behandlungen). Im deutschsprachigen Raum sind Mythen bislang wenig erforscht, und es existiert kein validierter Fragebogen spezifisch zur Erfassung von Mythen der Klinischen Psychologie/Psychotherapie. Die Studie verfolgte das Ziel, einen Fragebogen zu Mythen der Klinischen Psychologie und Psychotherapie (FMKPP) zu entwickeln und an zwei Stichproben (Allgemeinbevölkerung, Studierende) einer ersten psychometrischen Prüfung zu unterziehen. Zudem wurden Zusammenhänge mit Persönlichkeitsmerkmalen, Absorption und Unsicherheitsintoleranz geprüft. <b><i>Methode:</i></b> An einer Stichprobe der Allgemeinbevölkerung (<i>n</i> = 286) sowie Studierenden (<i>n</i> = 368) wurden mittels einer Hauptkomponentenanalyse die Faktorstruktur untersucht, eine Itemanalyse durchgeführt sowie Korrelationen mit Fragebögen zu dispositionellen Merkmalen berechnet. <b><i>Ergebnisse:</i></b> Der FMKPP zeigte die drei Faktoren: “Mythen zur Wirksamkeit von Psychotherapie”, “Mythen zu psychischen Störungen/Prozessen in der Psychotherapie” und “Mythen bezüglich der Funktionsweise des Gedächtnisses”. Die Reliabilitäten (McDonalds ω) lagen zwischen 0,50 und 0,75. Erwartungskonform zeigte der FMKPP signifikant positive Zusammenhänge mit Absorption und Unsicherheitsintoleranz. <b><i>Schlussfolgerung:</i></b> Vor dem Hintergrund einer ersten psychometrischen Prüfung sollten die Reliabilität sowie die Validität einzelner Items in zukünftigen Studien untersucht werden. Die Assoziation mit Unsicherheitsintoleranz könnte eine Funktion von Mythen im Sinne der Erhöhung von Sicherheit und Vorhersagbarkeit indizieren.
Subject
Psychiatry and Mental health,Clinical Psychology