Affiliation:
1. Begabungspsychologische Beratungsstelle der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Deutschland
2. Zentrum für Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie, Universität Basel, Schweiz
Abstract
Zusammenfassung. Der Zusammenhang zwischen ADHS-Symptomen und schulischen Problemen ist vielfach belegt. Dabei ist denkbar, dass nicht nur ADHS-Symptome die schulische Entwicklung beeinflussen, sondern auch, dass Leistungsbewertungen Effekte auf ADHS-Symptome ausüben können. Daher untersuchten wir den reziproken Zusammenhang von ADHS-Symptomen nach Lehrerurteil und Schulnoten im Fach Deutsch während der dritten und vierten Klassenstufe. Um querschnittliche und längsschnittliche Zusammenhänge der Diskrepanz von objektiven Leistungswerten und Schulnoten mit späteren ADHS-Symptomen abzubilden, wurden die Schulnoten der Kinder mithilfe standardisierter Lese- und Rechtschreibtests kontrolliert. Die Daten wurden im Rahmen des Projekts „Schulreifes Kind“ in 42 Schulen in Baden-Württemberg erhoben ( N = 1777) und mithilfe eines „Cross-Lagged-Panel-Designs“ modelliert. Die Ergebnisse bestätigen eine signifikante querschnittliche Korrelation zwischen behavioralen ADHS-Symptomen und Deutschnoten ( r = .25, ADHS geht mit schlechteren Noten einher) sowie einen bedeutsamen längsschnittlichen Effekt von ADHS-Symptomen in der dritten Klasse auf Schulnoten in der vierten Klasse bei Kontrolle von Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund und akademischer Leistung (β = .06). ADHS-Symptome können sich tendenziell leicht notenverschlechternd auswirken. Gleichzeitig wurde ein längsschnittlicher Effekt der Noten auf die ADHS-Symptome der vierten Klasse nach Kontrolle des autoregressiven Effekts der ADHS-Symptome und der Schulleistungstests in der dritten Klasse sichtbar (β = .07). Bessere Deutschnoten gehen somit auch nach Kontrolle von Leistungswerten mit geringeren späteren ADHS-Werten einher.
Subject
Developmental and Educational Psychology