Affiliation:
1. Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg (ZIS), Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf
Abstract
Hintergrund: Nachdem das bundesdeutsche Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung 2007 auslief, wurde vom Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg (ZIS) ein Qualitätssicherungsprojekt aufgelegt, durch das die regelmäßige Dokumentation von Behandlungsstandards und Effekten weiterhin sicher gestellt werden konnte. Fragestellung: Im Mittelpunkt der Auswertung steht die Beschreibung von aktuellem Status und 1-Jahres-Behandlungsverlauf der nach der Studie neu in die Diamorphinbehandlung aufgenommenen Patienten. Der Behandlungsverlauf kann denen der Studienpatienten gegenüber gestellt werden. Methodik: Von den behandelnden Ärzten wurde zu Beginn und im 6-Monats-Abstand pro Patient anhand eines standardisierten Erhebungsbogens der Aufnahmestatus sowie der Behandlungsverlauf dokumentiert. Für die Beschreibung des aktuellen Zustands wurde die letzte Dokumentation in 2011 herangezogen, der Verlauf wurde anhand eines Vergleichs von Aufnahme- und 1-Jahres-Dokumentation analysiert. Ergebnisse: Über 341 Diamorphinpatienten liegen in 2011 Informationen zum aktuellen Zustand vor, davon sind 205 (60,1 %) nach dem Modellprojekt aufgenommen worden. Die Mehrheit kommt für 2 Vergaben am Tag. Die mittlere Tagesdosis Diamorphin der seit durchschnittlich mehr als 8 Jahre behandelten Modellprojektpatienten beträgt 358 mg, die der seit durchschnittlich eineinhalb Jahren behandelten Neuaufnahmen 432 mg. 3,6 % sind HIV-positiv, 75,0 % mit Hepatitis C infiziert. Bei einem Viertel wurden depressive Störungen diagnostiziert. Die Mehrheit lebt in stabilen Wohnverhältnissen, ein Viertel hat eine regelmäßige Arbeit oder Jobs. Justitielle Delikte werden von 6,7 % der Diamorphinpatienten berichtet. 5,1 % konsumierten innerhalb der letzten 30 Tage noch Straßenheroin, 22,4 % Kokain. Hinsichtlich der Veränderungen innerhalb des ersten Behandlungsjahres zeigen sich in den Bereichen Gesundheit, soziale Situation und Drogenkonsum deutliche und statistisch signifikante Verbesserungen. Schlussfolgerung: Die Diamorphinbehandlung in Deutschland wird auch unter den Bedingungen der Regelversorgung erfolgreich durchgeführt. Die aktuelle Situation der sich seit vielen Jahren in Behandlung befindlichen Modellprojektpatienten stellt sich stabiler dar, was darauf hindeutet, dass weitreichende Veränderungen viel Zeit benötigen. Die positiven Wirkungen nach einem Jahr Diamorphinbehandlung sind denen aus dem Bundesmodellprojekt vergleichbar.
Subject
Psychiatry and Mental health,Public Health, Environmental and Occupational Health,Medicine (miscellaneous)
Cited by
4 articles.
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