Prävalenz von Lernschwächen und Lernstörungen: Zur Bedeutung der Diagnosekriterien

Author:

Fischbach Anne1,Schuchardt Kirsten2,Brandenburg Janin1,Klesczewski Julia3,Balke-Melcher Christina2,Schmidt Claudia4,Büttner Gerhard3,Grube Dietmar4,Mähler Claudia2,Hasselhorn Marcus13

Affiliation:

1. Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF), Frankfurt am Main

2. Universität Hildesheim

3. Universität Frankfurt am Main

4. Universität Oldenburg

Abstract

In dieser Studie wurden die Prävalenzraten von Lernschwächen und Lernstörungen und hierbei auftretende Geschlechtsunterschiede in der Mitte der Grundschulzeit anhand einer großen deutschen Stichprobe (N = 2195) untersucht. Bei Lernschwächen und -störungen treten isolierte oder mehrfache Minderleistungen in den drei basalen schulischen Grundkompetenzen Lesen, Rechtschreiben und Rechnen trotz einer unbeeinträchtigten Intelligenz auf. Die Lernstörung wird hier als eine Untergruppe der Lernschwäche verstanden und liegt nach ICD-10 (WHO, 2005) dann vor, wenn neben der Leistungsabweichung von der Norm zusätzlich eine deutliche Diskrepanz zwischen der Minderleistung und der Intelligenz eines Kindes besteht (sogenanntes doppeltes Diskrepanzkriterium). Die Ergebnisse zeigen, dass insgesamt bei 23.3 % der Kinder eine Lernschwäche in einem oder mehreren Leistungsbereichen vorliegt. In etwa die Hälfte dieser Kinder verfehlt das zusätzliche Kriterium für eine Lernstörungsdiagnose. Betrachtet man die einzelnen Prävalenzraten für isolierte und multiple Lernschwierigkeiten im Lesen, Rechtschreiben und/oder Rechnen, liegen diese bei den Lernschwächen zwischen 4 und 6 % und bei den Lernstörungen zwischen 2 und 4 %. Deutlich mehr Jungen sind von Lese-Rechtschreib- und deutlich mehr Mädchen von Rechenschwierigkeiten betroffen. In bisher vorgelegten Prävalenzstudien wurden nicht alle basalen Schulleistungen berücksichtigt, sondern nur die jeweils diagnosespezifisch fokussierten Minderleistungen. Dadurch sind das Erkennen mehrfach lernbeeinträchtigter Kinder und eine eindeutige Diagnose nach ICD-10 nicht möglich. In der vorliegenden Studie zeigte sich eine Verdoppelung der Prävalenzraten durch das alleinige Berücksichtigen der diagnosespezifisch relevanten Leistungen. Die Befunde werden vor dem Hintergrund der praktischen Relevanz einer ICD-Diagnose und der Bedeutung einer umfassenden Schulleistungsdiagnostik diskutiert.

Publisher

Hogrefe Publishing Group

Subject

Literature and Literary Theory,History,Cultural Studies

Reference37 articles.

1. Math Learning Disorder: Incidence in a Population-Based Birth Cohort, 1976–82, Rochester, Minn

2. Birkel, P. (2007). Weingartener Grundwortschatz Rechtschreib-Test für 2. und 3. Klassen (WRT 2+). Göttingen: Hogrefe.

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