Kurz- und langfristige Effekte einer entwicklungsorientierten Mathematikförderung bei Erstklässlern mit drohender Rechenschwäche

Author:

Ennemoser Marco1,Sinner Daniel1,Krajewski Kristin1

Affiliation:

1. Abteilung Pädagogische Psychologie, Justus-Liebig-Universität Gießen

Abstract

Kinder mit schwach entwickelten mathematischen Basiskompetenzen haben ein deutlich erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Rechenschwäche. Mathematische Basiskompetenzen werden daher nicht nur als wichtiges Kriterium für die Früherkennung entsprechender Fehlentwicklungen gesehen, sondern sie gelten als besonders vielversprechender Ansatzpunkt für präventive Maßnahmen. Allerdings existieren bislang kaum Programme, deren langfristige Wirksamkeit als empirisch gesichert gelten kann. In der vorliegenden Studie sollte daher die Effektivität eines Förderprogramms bei Risikokindern in der ersten Klasse überprüft werden. Aus einer Gesamtstichprobe von 238 Erstklässlern wurden mit Hilfe eines Tests zur Erfassung mathematischer Basiskompetenzen 64 Kinder ausgewählt, die ein erhöhtes Risiko zur Entwicklung einer Rechenschwäche aufwiesen. Die Hälfte der Risikokinder wurde der Trainingsgruppe zugeteilt, die über fünf Wochen hinweg mit zehn ausgewählten Sitzungen des Programms „Mengen, zählen, Zahlen“ ( Krajewski et al., 2007 ) gefördert wurde. Die andere Hälfte bildete die Kontrollgruppe und absolvierte im selben Zeitraum das konventionelle Förderangebot der Schule. Wie die Ergebnisse zeigen, erzielte die Trainingsgruppe im Verlauf der Förderung substanziell größere Zugewinne in ihren mathematischen Basiskompetenzen als die Kontrollgruppe. Die Vorteile der Trainingsgruppe erwiesen sich als zeitlich stabil und hatten auch drei Monate nach Abschluss der Förderung noch Bestand. Darüber hinaus schlug sich die Förderung langfristig auch in einer verbesserten Rechenleistung der Kinder nieder. Dieser Transfereffekt war allerdings noch nicht unmittelbar nach Abschluss der Förderphase sichtbar, sondern trat erst nach einer zeitlichen Verzögerung zutage. Es handelt sich somit um einen „Sleeper-Effekt“, der darauf hindeutet, dass die MZZ-geförderten Risikokinder aufgrund ihrer trainingsbedingt verbesserten Basiskompetenzen nachfolgend auch vom regulären Mathematikunterricht besser profitieren konnten.

Publisher

Hogrefe Publishing Group

Subject

Literature and Literary Theory,History,Cultural Studies

Reference49 articles.

1. Developmental Dynamics of Math Performance From Preschool to Grade 2.

2. Cohen, J. (1988). Statistical power analysis for the behavioral sciences (2nd ed.). Hillsdale, NJ: Lawrence Erlbaum Associates, Inc.

3. Varieties of numerical abilities

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