Affiliation:
1. Klinik für Neurologie, Zentrum für Multiple Sklerose,
Jüdisches Krankenhaus Berlin, Berlin, Germany
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund B-Zell-gerichtete Therapien sind hochwirksam bei Multipler
Sklerose (MS). Die meisten dieser Therapien sind in langen Intervallen
intravenös zu applizieren. Seit 2021 ist aber auch Ofatumumab zur Behandlung der
MS zugelassen, ein Anti-CD20-Antikörper, der aufgrund hoher Affinität zur
Zielstruktur niedrig dosiert und monatlich subkutan verabreicht wird.
Methoden Es wird eine Übersicht über aktuelle praxisrelevante
immunologische und klinische Daten zu Ofatumumab gegeben.
Ergebnisse Die hohe Affinität von Ofatumumab zur Zielstruktur erlaubt
eine niedrige Dosierung in kleinem Volumen, wobei das Freisetzungs- und
Resorptionsverhalten nach subkutaner Applikation hohe Konzentrationen in den
Lymphknoten und eine graduelle B-Zell-Depletion ermöglicht. Ein schneller
Wirkeintritt ist ebenso gegeben wie eine B-Zell-Repletion innerhalb weniger
Monate bei Therapieabbruch. Langzeitdaten zeigen über bis zu vier Jahre stabile
IgG-Spiegel und eine nachhaltig hohe Wirksamkeit hinsichtlich Schubrate,
Progression und Kognition, wobei der Vorteil gegenüber Teriflunomid in den
klinischen Studien größer war, je früher die Therapie begonnen wurde. Ofatumumab
zeigt ein spezifisches B-Zell-Depletionsmuster. CD20-exprimierende
B-Zell-Vorläuferzellen im Knochenmark bleiben erhalten und damit auch die
Induzierbarkeit und Ausdifferenzierung von Plasmazellen. Die Ausbildung eines
humoralen immunologischen Gedächtnisses ist daher möglich.
Vierjahres-Studiendaten zeigten keine Auffälligkeiten in der Rate schwerer
Infektionen oder maligner Erkrankungen.
Schlussfolgerung Ofatumumab ist eine innovative B-Zell-gerichtete
Therapie. Es ist hochwirksam bei guter Sicherheit und Verträglichkeit und gut
steuerbar bei erhaltener Immunkompetenz gegenüber Pathogenen.