Affiliation:
1. Departement für Nutztiere, Vetsuisse-Fakultät, Universität Zürich
Abstract
Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel Kühe mit Labmagenulkus und Reticuloperitonitis traumatica (RPT) weisen zum Teil ähnliche Laborbefunde auf. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die Häufigkeit der individuellen Laborparameter bei Kühen mit Reticuloperitonitis traumatica, Labmagenulkus Typ 1 (U1), Typ 2 (U2), Typ 3 (U3), Typ 4 (U4) und Typ 5 (U5) miteinander zu vergleichen und die diagnostische Zuverlässigkeit der verschiedenen Parameter zu berechnen.
Material und Methoden Die Untersuchungen wurden an 182 gesunden Kontrollkühen (Kontrollen), 503 Kühen mit RPT, 94 mit U1, 145 mit U2, 60 mit U3, 87 mit U4 und 14 mit U5 durchgeführt. Ausgewertet wurden Hämatokrit, Leukozytenzahl, Gesamtprotein, Fibrinogen, Harnstoff, Kalium, Chlorid, Basenabweichung und Pansenchlorid. Die Häufigkeitsverteilungen aller Parameter wurden für die gesunden Kontrollkühe und die 6 Krankheitsgruppen miteinander verglichen. Danach wurden für alle Parameter die Zuverlässigkeitsparameter (diagnostische Sensitivität, diagnostische Spezifität, prädiktive Werte, positive Likelihood Ratio [LR+]) berechnet.
Ergebnisse Außerhalb der Referenzbereiche liegende Laborwerte kamen je nach Parameter in 2 bis 24 % der Fälle auch bei gesunden Kühen vor (Pansenchlorid 2 %, Harnstoff 6 %, Serumchlorid 11 %, Hämatokrit 13 %, Basenabweichung 18 %, Fibrinogen 20 %, Gesamteiweiß 21 %, Gesamtleukozytenzahl 22 %, Kalium 24 %) und erschwerten so die Differenzierung zwischen «gesund» und «krank». Am besten eigneten sich für die Differenzierung das Pansenchlorid und der Serumharnstoff, da beide Parameter nur in 2 bzw. 6 % der gesunden Kühe verändert waren. Dies wurde auch unterstützt durch eine LR+ von 14 bis 27 für eine Pansenchloridkonzentration > 30 mmol/l und eine Serumharnstoffkonzentration > 6,5 mmol/l bei Kühen mit Labmagenulzera. Die Serumharnstoffkonzentration wies auch eine hohe diagnostische Spezifität auf und war wie die Pansenchloridkonzentration zur Differenzierung zwischen gesunden und kranken Kühen geeignet. Die Harnstoffkonzentration lag nur bei 0,5 % der Kontrollkühe > 8,5 mmol/l und die LR+ für eine Harnstoffkonzentration > 8,5 mmol/l variierte zwischen 11 bei Kühen mit RPT und 128 bei Kühen mit U2. Mit Ausnahme der RPT-Kühe trat eine Azotämie bei kranken Kühen signifikant häufiger als bei gesunden auf. Kühe mit U2 wiesen mit 70 % der Fälle signifikant häufiger Harnstoffkonzentrationen > 8,5 mmol/l als die Kühe aller anderen Gruppen auf. Obschon sich die Häufigkeiten abnormer Parameter zwischen den Krankheitsgruppen in vielen Fällen signifikant unterschieden, konnten keine Parameter zu deren zuverlässigen Differenzierung eruiert werden.
Schlussfolgerung Einzelbefunde eignen sich nicht, um zwischen verschiedenen Krankheiten zu differenzieren.
Klinische Relevanz Für die Diagnose der RPT und der Labmagenulzera der Typen 1 bis 5 ist die Gesamtheit aller Laborwerte unter Einbezug der klinischen Befunde, eines ausführlichen Vorberichts und oft auch weiterer Befunde wie z. B. des Haubenröntgens, der Sonographie und der Bauchhöhlenpunktion erforderlich. In vielen Fällen kann eine sichere Diagnose erst bei der Laparotomie bzw. der Sektion korrekt gestellt werden.
Subject
General Veterinary,Food Animals
Reference30 articles.
1. Abomasal ulcer disease in adult dairy cattle;D F Smith;Cornell Vet,1983