Affiliation:
1. Professur für Psychosomatik und Psychotherapie, Psychologische
Hochschule Berlin
2. Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale
Medizin und Psychotherapie, Jena, Germany
3. Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Abstract
Zusammenfassung
Theoretischer Hintergrund Burnout und Prokrastination sind weit
verbreitete Phänomene bei Studierenden. Die Rolle der
Persönlichkeitsstruktur ist bislang wenig erforscht. Ziel der Studie: Es
wird der Zusammenhang von Persönlichkeitsstruktur und studienbezogenen
Arbeitsstörungen unter Berücksichtigung von Ressourcen und
Anforderungen bei Psychologie- und Medizinstudierenden untersucht.
Methodik Im Rahmen einer Querschnittsuntersuchung wurden Daten online an
61 deutschen Hochschulen und Universitäten erhoben. Erfasst wurden
Persönlichkeitsstrukturvariablen (Strukturniveau, OPD-SFK; Bindung,
ECR-RD 12; Emotionsregulation, ERQ), studienbezogene Arbeitsstörungen
(Burnout, MBI-SS-d; Prokrastination; APSI-d) sowie Ressourcen (soziale
Unterstützung, F-SozU K-6; Entscheidungsspielraum im Studium, selbst
entwickelte Skala) und Anforderungen (Corona-Pandemie, selbst entwickelte
Skala). Die Fragestellung wurde mittels einer hierarchischen Regressionsanalyse
beantwortet.
Ergebnisse Von Februar 2020 bis Dezember 2021 haben 775 Studierende
(49,2% Psychologiestudierende, 50,8% Medizinstudierende; Alter
M=24,1 Jahre, SD=5,1 Jahre; 82,3% weiblich,
17,4% männlich, 0,3% divers) an der Befragung
teilgenommen. Im Gesamtmodell wurde 30.4% der Varianz von
Burnout-Erschöpfung, 16,2% der Varianz von Burnout-Zynismus,
20,9% der Varianz von Burnout-Ineffizienz und 30,1% der Varianz
von Prokrastination erklärt (p<0,001). Das Strukturniveau zeigte
signifikant negative Zusammenhänge mit allen Burnout-Variablen sowie mit
Prokrastination (p<0,001). Die Emotionsregulationsstrategie Neubewertung
ging mit geringerer Burnout-Ineffizienz und Prokrastination (p<0,001),
die Strategie Emotionsunterdrückung mit geringerem Burnout-Zynismus
einher (p≤0,01). Der Entscheidungsspielraum im Studium war mit allen
Burnout-Variablen und Prokrastination (p<0,001), die soziale
Unterstützung mit Burnout-Ineffizienz negativ assoziiert
(p≤0,01). Das allgemeine Belastungsniveau während der
Corona-Pandemie zeigte einen positiven Zusammenhang mit
Burnout-Erschöpfung (p≤0,001).
Schlussfolgerungen Die Persönlichkeitsstruktur (Strukturniveau,
Emotionsregulation) hängt bedeutsam mit studienbezogenem Burnout und
Prokrastination zusammen. Trainingsangebote zur Förderung der
Emotionsregulationsfähigkeit könnten für vulnerablen
Studierendengruppen im Umgang mit Burnout und Prokrastination sehr hilfreich
sein.
Subject
Psychiatry and Mental health,Applied Psychology,Clinical Psychology