Affiliation:
1. Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Medizinische
Soziologie, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Frankfurt am
Main
Abstract
ZusammenfassungDer medizinisch-technische Fortschritt, die demografische Entwicklung und ein
verändertes gesellschaftliches Verständnis von Gesundheit und
Krankheit verändern die Anforderungen an die moderne
hausärztliche Medizin. Parallel wächst der privat finanzierte
sekundäre Gesundheitsmarkt. Die hausärztliche Tätigkeit
ist durch die Vorgaben des Sozialgesetzbuches (wirtschaftlich, angemessen,
notwendig, zweckmäßig), zunehmend auch von der
ökonomischen Ausrichtung des sekundären Gesundheitsmarktes und
von rechtlichen Fragestellungen geprägt. Um die Auswirkungen dieser
Entwicklung zu erfassen, wurden deutsche niedergelassene Hausärzte zu
den hieraus resultierenden Einstellungen und Konsequenzen befragt. An der
vorliegenden Untersuchung nahmen 500 Hausärzte per Online-Umfrage zur
ärztlichen Tätigkeit teil. Der verwendete Fragebogen wurde auf
Grundlage halbstrukturierter Interviews entwickelt und vorgetestet. Er enthielt
Items zur Einstellung gegenüber dem sekundären Gesundheitsmarkt
sowie zu wirtschaftlichen und rechtlichen Konsequenzen. Die Stichprobe
teilnehmender Hausärzte war, mit Ausnahme des Geschlechts,
repräsentativ für niedergelassene Hausärzte in
Deutschland. Jeder zweite Hausarzt lehnte eine private Honorierung von
Gesundheitsleistungen ab. Der Einfluss medizinfremder Akteure auf
ärztliche Maßnahmen wurde von 75% negativ wahrgenommen.
Der Aussage, dass eine Integration innovativer Versorgungskonzepte durch die
Digitalisierung die Patientenversorgung verbessert, stimmten nur 8% der
Teilnehmer zu, während 37% diese Aussage ablehnten. 41%
der Befragten befürworten eine stärkere rechtliche
Überwachung wegen des zunehmenden negativen Einflusses der
Privatisierung. Allerdings empfanden etwa zwei Drittel der Teilnehmer die
aktuelle Gesetzgebung, darunter die Verabschiedung des Antikorruptionsgesetzes
2016, als unangemessen. Das Vertrauen von Hausärzten in die juristische
Strafverfolgung medizinischer Tatbestände ist nur gering. Das
hausärztliche Selbstverständnis wird sich durch eine
stärkere Integration wirtschaftlicher und rechtlicher Aspekte
ändern, welches für eine moderne Hausarztmedizin erforderlich
ist. Eine kritische Diskussion zu möglichen Folgen der
Wettbewerbsorientierung muss jegliche innovative Versorgung streng begleiten.
Die Verknüpfung des klassischen Gesundheitssystems mit dem
sekundären Gesundheitsmarkt bietet neben der Gefahr der
Ökonomisierung einer Praxis auch Chance zur Verbesserung der
medizinischen Versorgungsqualität.
Subject
Public Health, Environmental and Occupational Health
Cited by
2 articles.
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