Affiliation:
1. Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
Abstract
ZusammenfassungIn dem seit über 14 Monaten andauernden Ukrainekrieg sind nach Angaben der Vereinten Nationen ca. 19337 Verletzte sowie über 10242 Tote auf Seite der Ukraine zu beklagen. Zur Unterstützung der Ukraine kam es zu umfangreichen humanitären Hilfsaktionen, sodass auch in Deutschland Kriegsverletzte aus der Ukraine versorgt werden. In einer retrospektiven Kohortenstudie wurden 10 Patienten untersucht, die zwischen dem 24.02.2022 und dem 24.02.2023 mittels Kleeblattsystem aus der Ukraine in der Abteilung behandelt wurden.Die durchschnittliche stationäre Behandlungsdauer betrug 53,10 Tage. Der durchschnittliche ISS (Injury Severity Score) betrug 23,7. Die Patienten wurden durchschnittlich in unserem Haus 3,3-mal operiert. Alle Patienten wurden konsiliarisch psychologisch mitbetreut. Bei allen Patienten erfolgte zunächst eine Schutzisolierung, bis Ergebnisse eines Coronatests sowie der mikrobiologischen Abstriche vorlagen. Nach vorläufiger Schutzisolierung musste in 5 Fällen
aufgrund isolationspflichtiger Keime eine weitere Isolierung durchgeführt werden. In 8 Fällen erfolgte eine Entlassung in eine staatliche Unterkunft. In 3 Fällen erfolgte auf eigenen Wunsch eine Rückverlegung in die Ukraine.Die Behandlung von kriegsverletzten Patienten aus der Ukraine stellt eine besondere Herausforderung dar. Sie erfordert zwingend ein interdisziplinäres Behandlungskonzept, das neben spezieller unfallchirurgischer und orthopädischer Expertise plastisch-rekonstruktive, mikrobiologische und nicht zuletzt psychologische Mitbetreuung voraussetzt. Durch die hohe Rate an infizierten und isolationspflichtigen Befunden wird häufig eine lange, kostenintensive Therapie mit multiplen Revisionsoperationen erforderlich.