Affiliation:
1. Dr. Becker Klinikgruppe, Köln
2. Jacobs University Bremen
3. Klinikum Wolfsburg
4. Leuphana Universität, Lüneburg
Abstract
Zusammenfassung
Ziel der Studie Zur Aufrechterhaltung des in der psychosomatischen
Rehabilitationsmaßnahme erzielten Effektes ist eine psychosomatische
Reha-Nachsorge bei den meisten Rehabilitanden indiziert. Aufgrund der geringen
wohnortnahen Versorgung mit Nachsorgetherapeuten ist die Nutzung digitaler
Angebote eine Möglichkeit, um einen ortsunabhängigen Zugang zu
ermöglichen. Ziel der Studie war die Evaluation der therapeutischen
Effekte einer webbasierten Nachsorge im Vergleich zu einer
Face-to-face-(F2F)-Therapie (beides auf konzeptioneller Basis des Curriculum
Hannover) in der Äquivalenzstudie und zu keiner standardisierten
Nachsorge (Care as usual, CAU) in der Überlegenheitsstudie.
Methodik 300 Rehabilitanden mit Indikation zur psychosomatischen Nachsorge
wurden bei Verfügbarkeit eines wohnortnahen Nachsorge-Angebotes der
Äquivalenzstudie zugewiesen und anschließend in F2F- oder
Online-Nachsorge randomisiert. Ohne wohnortnahes Angebot wurden die
Teilnehmenden der Überlegenheitsstudie zugewiesen und in Online- oder
CAU-Gruppe randomisiert. Die Outcomes (primär: psychische und
somatoforme Beschwerden, sekundär: Subskalen des HEALTH-49,
Erwerbstätigkeitsprognose, Arbeitsfähigkeit) wurden durch
Online-Fragebögen am Ende der Reha, 9 bzw. 12 und 15 bzw. 18 Monate nach
der Reha erhoben und durch multiple Imputation mit Intention-To-Treat-Analysen
ausgewertet. Für das primäre Outcome erfolgte zusätzlich
eine Sensitivitätsanalyse auf Basis des vollständigen
Datensatzes.
Ergebnisse Nach Ausschluss nonadhärenter Studienteilnehmer
erfolgte die Auswertung von n=142 Rehabilitanden in der
Äquivalenzstudie und n=111 in der Überlegenheitsstudie.
Es wurden in der Äquivalenzstudie keine signifikanten Unterschiede
(d=0,28 bzw. 0,10 bei ITT-Analysen; d=0,09 bzw. 0,03 bei
Auswertung nur des vollständigen Datensatzes) zwischen Online- und
F2F-Nachsorge in Bezug auf kurz- bzw. langfristige psychische und somatoforme
Beschwerden gefunden. In der Überlegenheitsstudie sanken langfristig
psychische und somatoforme Beschwerden in der Online-Gruppe, während sie
in der CAU-Gruppe zu T2 erst sanken (d=0,56) und zu T3 wieder stiegen
(d=0,72). Dieser Befund wurde durch die Analyse des
vollständigen Datensatzes validiert (d=0,12), während in
der Online-Gruppe die Beschwerden zu T3 anstiegen (d=0,10).
Schlussfolgerung Webbasierte psychosomatische Nachsorge scheint nach den
Ergebnissen der vorliegenden Studie einen längerfristigen Vorteil
für Rehabilitanden ohne Zugang zur bisherigen Nachsorge zu haben. Im
Vergleich zu der F2F-Durchführung kann sie als äquivalent
angesehen werden.