Affiliation:
1. Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde, Sozialstiftung Bamberg, Klinikum am Bruderwald, Bamberg, Deutschland
Abstract
ZusammenfassungAloe vera ist durch die antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften ein vielseitig einsetzbares Heilmittel der Naturheilkunde, das sowohl in der traditionellen Medizin weltweit als auch in der westlichen Medizin vielfach Anwendung findet. Zu den Hauptindikationen zählt die Behandlung von Wunden, Erfrierungen und Verbrennungen, Psoriasis, Colitis ulcerosa, Diabetes und Obstipation (Verstopfung) sowie Linderung chemo- und strahlentherapeutischer Nebenwirkungen. Von großer Bedeutung für die Medizin ist die Unterscheidung zwischen Aloe-vera-Gel, das sich als Wasserspeichergewebe im Inneren der Blätter befindet, und dem Blattsaft (auch Latex genannt), der sich direkt unter der Haut der Blätter befindet, da sich die Inhaltsstoffe dieser Pflanzenbestandteile grundlegend unterscheiden: Den im Blattsaft enthaltenen Anthrachinonen (wie Aloin, Aloe-Emodin u. a.) werden eine abführende Wirkung, aber auch toxische und kanzerogene Eigenschaften zugeschrieben, wohingegen das Gel vor allem in topischer Anwendung als unbedenklich und sicher gilt. Die orale Einnahme von Aloe vera, insbesondere in Latexform, kann zu Magen-Darm-Störungen und Elektrolytanomalien führen und gilt während der Schwangerschaft und Stillzeit als kontraindiziert. In Bezug auf die Toxizität ist die Studienlage widersprüchlich und neben Daten, die für eine schädigende Wirkung der Anthrachinone sprechen, gibt es Ergebnisse, die sowohl in Tierstudien als auch in vitro eine antikanzerogene Wirkung nachweisen. Eine entscheidende Rolle könnte sowohl die verwendete Aloe-Art als auch der Anthrachinongehalt der verwendeten Produkte spielen. Qualitativ hochwertige Studien und neue Forschungsergebnisse sowie eine klare Differenzierung zwischen Aloe-vera-Gel und anthrachinonhaltigen Bestandteilen der Pflanze sind notwendig, um weitere Ergebnisse und mehr Sicherheit in Bezug auf die Toxizität wie auch auf das gesundheitsfördernde Potenzial dieser Pflanze liefern zu können.Die Fortschritte in der Analyse der Tumor-Immunbiologie lassen hoffen, dass die antineoplastische Eigenschaft, die auf einer antiproliferativen, immunstimulierenden und antioxidativen Wirkung beruht, in naher Zukunft weiter erforscht wird.