Affiliation:
1. Tinnitus Klinik und Gleichgewichtsinstitut Dr. Hesse, Bad Arolsen,
Deutschland
2. HNO, Universität Witten Herdecke, Witten,
Deutschland
Abstract
ZusammenfassungGrenzen einer neurootologisch-psychosomatischen Tinnitus Spezialambulanz Wenn
auch eine neurootologische psychosomatische Tinnitus Spezialambulanz nicht
weitergeholfen hat
Ziel Patienten mit einem Leiden an Tinnitus
fühlen sich oft in ihrer Not nicht ausreichend verstanden und
beklagen, dass ihnen ein Besuch beim Arzt oder Therapeuten nicht
weitergeholfen habe. Dies liegt auch an der Verknüpfung der
organischen Grundlagen für den Tinnitus mit zahlreichen psychischen
Faktoren, die an der Aufrechterhaltung des Leidens am Tinnitus beteiligt
sind. In einer spezialisierten Ambulanz sollten sowohl der neurootologische
als auch der psychosomatische Anteil angemessen aufgegriffen werden
können, so dass den Tinnitus- Patienten ein solcher Besuch
weiterhelfen sollte. Hier sollen die Größenordnung und
mögliche Gründe dafür, dass ein Besuch nicht
weitergeholfen hat, untersucht werden.
Material und
Methode Nachuntersucht wurden 295 von 699 einmalig ambulant gesehenen
Patienten, die mit dem Symptom Tinnitus eine Spezialambulanz aufsuchten.
Dabei wurden Hörbefunde erstellt sowie der Mini-Tinnitus-Fragebogen
(TF 12) nach Hiller und Goebel 1 zur
Symptombelastung und die deutschsprachige Version des Hospitality Anxiety
and Depression Score (HADS) 2 zur
Abschätzung der Angst- und der Depressionskomponente eingesetzt.
Frühestens 6 Monate später, durchschnittlich nach 32
Monaten, wurden die Patienten gebeten, einen ihnen zugeschickten Fragebogen,
u. a. mit der Frage: „Der Besuch hat mir nicht
weitergeholfen“, sowie erneut den Mini-TF (TF 12) und den HADS
auszufüllen. Ergebnisse: 42 Patienten (14%) gaben an, dass
ihnen der Besuch nicht weitergeholfen habe. Bei diesen zeigten sich
– trotz des erfolgten Counsellings – weder Verbesserungen im
TF12 noch im HADS. Sie fühlten sich deutlich weniger verstanden und
setzten eklatant weniger um als die Patienten, die angaben, dass ihnen der
Besuch geholfen habe. Als Hauptgründe dafür, dass der Besuch
nicht weitergeholfen hat, wurden das Beharren auf somatischen
Lösungen (40%) und die Nichtumsetzung von indizierten
psychotherapeutischen Maßnahmen vermutet (26%).
Schlussfolgerung Grundlage einer Tinnitus-Behandlung ist
ein neurootologisch fundiertes Counselling. Dennoch kann dies als nicht
weiterhelfend empfunden werden. Dies kann Gründe beim Patienten,
beim Behandler und in deren Interaktion
haben.
Subject
Psychiatry and Mental health,Applied Psychology,Clinical Psychology
Cited by
1 articles.
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