Affiliation:
1. Institut für Community Medicine, Abteilung
Versorgungsepidemiologie und Community Health, Universitätsmedizin
Greifswald, Germany
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Die ambulant-pädiatrische Versorgung wird in
ländlichen Regionen häufig von Hausärzten
übernommen. Dies ist in vielen Fällen adäquat,
entspricht aber nicht dem Ziel der ambulanten Bedarfsplanung, die Versorgung
für alle gesetzlich Versicherten unabhängig von Wohnort oder
Einkommen patientennah und gleichermaßen zugänglich zu
gestalten. Eine Idee, fachärztliche Expertise regelmäßig
in die Versorgung einzubeziehen, ist die Durchführung von
pädiatrischen Sprechstunden in Hausarzt-Praxen (Tandem-Praxen). Neben
der Evaluation von Machbarkeit und Akzeptanz dieser neuen
interdisziplinären Kooperationsform wurde untersucht, ob damit der
räumliche Zugang zu pädiatrischer Versorgung verbessert
wird.
Methoden Zunächst wurden teilnahmebereite Hausärzte in
Orten gesucht, in denen der nächste Pädiater mehr als 20
Kilometer entfernt ist. Im Anschluss wurden Pädiater gewonnen, die
regelmäßig in den Hausarzt-Praxen Sprechstunden anbieten
wollten. Zur Evaluation der Feldphase (Dauer: 12 Monate) wurden folgende Daten
erhoben: Eltern-Fragebögen zum Zeitpunkt des Studieneinschlusses,
Ärzte-Fragebögen zu jeder Konsultation sowie Daten aus den
Praxisinformationssystemen der teilnehmenden Praxen. Es wurde ein
prozessbegleitendes Tagebuch geführt. Für die Beantwortung der
Frage nach einer Verbesserung des räumlichen Zugangs zu
pädiatrischer Versorgung wurden mit Hilfe eines Geo-Informations-Systems
Entfernungen zwischen Wohnort und der pädiatrischen
Versorgungsmöglichkeit vor und nach Projektstart berechnet.
Ergebnisse Im April 2019 wurden zwei Tandem-Sprechstunden implementiert,
die im Beobachtungszeitraum (12 Monate) von 192 Kindern und Jugendlichen
(50,2% weiblich) insgesamt 387mal aufgesucht wurden. Die
Pädiater gaben insgesamt 482 Vorstellungsgründe an, dies waren
in 36,9% Impfungen (n=178) und in 14,9%
Krankheits-Früherkennungs-Untersuchungen (n=72).
Häufigste ICD-10-Gruppen: Krankheiten des Atmungssystems (J00-J99:
8,5%, n=41) und Psychische und Verhaltensstörungen
(F00-F99: 7,7%, n=37). Die durchschnittliche Entfernung von der
Wohnung zur nächstgelegenen pädiatrischen Praxis betrug 20,2
Kilometer (Min 0,3; Max 34,8), zur Tandem-Praxis waren es 5,1 Kilometer (Min
0,1; Max 26,7).
Schlussfolgerung Alle beteiligten Ärzt*innen wollten nach
Projektende die Tandem-Sprechstunden weiterführen. Tandem-Praxen
können in verschiedener Ausprägung helfen, dauerhafte oder
vorübergehende Versorgungsengpässe insbesondere in
ländlichen Regionen auszugleichen.
Subject
Public Health, Environmental and Occupational Health
Reference7 articles.
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