Affiliation:
1. Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg (ZIS), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
2. Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin, Klinikum Arnsberg, St. Johannes-Hospital,
Abstract
Zusammenfassung
Fragestellung Die Mehrheit der Medikamentenabhängigen entwickelt Probleme mit Schlaf- bzw. Beruhigungsmitteln. Das Ausmaß von Langzeitverordnungen von Benzodiazepine (BZD) und Z-Substanzen ist kaum untersucht und dürfte bei der Entwicklung einer Medikamentenabhängigkeit eine entscheidende Rolle spielen.
Methode Auf Basis der GKV-Abrechnungsdaten des Norddeutschen Apotheken-Rechenzentrums (NARZ) für die Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen wurden für die Jahre 2006–2008 Verschreibungsmuster von BZD und Z-Substanzen prospektiv analysiert.
Ergebnisse Im Zeitraum vom 1.1.2006 bis 31.12.2008 erhielten etwa 1,2 Millionen Patienten Benzodiazepine und/oder Z-Substanzen, was 13,1% aller GKV-Versicherten der hier untersuchten Bundesländer entspricht. 64,4% der Betroffenen sind Frauen. Nach der anhand von Verschreibungsdauer und Dosishöhe entwickelten Risikoklassifikation lassen sich – bezogen auf das erste Beobachtungsjahr – drei Viertel der Patienten in den „grünen Bereich“, d. h. mit leitliniengerechter Verschreibung unter 2 Monaten, einstufen. Patienten mit problematischen bzw. riskanten Verschreibungsmustern, die auf einen Missbrauch oder eine Abhängigkeit verweisen (Risikoklassen „rot“ und „schwarz“), umfassen zusammengenommen 16,7% aller Personen mit BZD/Z-Substanz-Verschreibungen. 84,9% der Patienten der „grünen Stufe“ erhalten im zweiten Patientenjahr keine BZD/Z-Substanzen mehr. Im dritten Jahr erhöht sich diese Quote geringfügig auf 86,7%. Demgegenüber verbleibt jeweils ein großer Teil der als „rot“ (36,2%) und „schwarz“ (41,2%) klassifizierten Patienten noch im dritten Jahr in ihrer riskanten Gruppe, was auf die Entwicklung einer Niedrig- oder sogar Hochdosisabhängigkeit hinweist.
Schlussfolgerung Patienten mit leitliniengerechten Verschreibungen bekommen zum weit überwiegenden Teil in den 2 Folgejahren keine BZD oder Z-Substanzen mehr verschrieben. Bei Patientengruppen mit riskanteren Verschreibungsmustern ist die Wahrscheinlichkeit groß, auch über längere Zeit mit leitlinienabweichenden Verordnungen zu leben.
Subject
Psychiatry and Mental health,Applied Psychology
Cited by
2 articles.
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