Archäologische Kulturen und sozialökonomische Gebiete

Abstract

Wir waren oben in der Analyse der Theorie von der archäologischen Kultur zu dem Punkt gelangt, an dem sich das Problem der Kontinuität der historischen, darunter der ethnischen Interpretation archäologischer Kulturen und der Geschichtsschreibung als übergroßes, theoretisch nicht bewältigtes Hemmnis in den Weg stellte. Das war Anlaß, die Komponenten, die die kulturelle Entwicklung steuerten, zu untersuchen und ihre Rolle zu verfolgen. Sie ließen sich aus dem Begriff der Kultur selbst gewinnen und fanden sich in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der Natur und in der innergesellschaftlichen Auseinandersetzung, d. h. in der sich entwickelnden gesellschaftlichen Praxis. Die scheinbare Eigengesetzlichkeit der Entwicklung archäologischer Kulturen zeigte sich als Resultante dieser beiden Komponenten. Die Darstellung der kleinsten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen und folglich wohl auch ethnischen Einheiten schien bausteinhaft am sichersten auf dem Wege der siedlungsarchäologisch-kulturellen Analyse naturräumlich umschriebener und geformter Gruppen möglich. Durch archäologisch-vergleichende Forschung lassen sich archäologische Kulturen (Kulturgruppen) erkennen, die sich aus derartigen kleinsten Einheiten aufbauen. Das Problem der historischen Deutung archäologischer Kulturen stieß auf die Schranke der nicht aus kultureller Eigengesetzlichkeit erklärbaren Kontinuität bzw. Diskontinulität. Die methodisch begründete Lösung di,eses Problems führt, ebenso wie die Erfassung der historischen Prozesse innerhalb der Gesellschaft, über die sozialökonomische Analyse. Als deren methodisches Hilfsmittel wurde die Darstellung sozialökonomti:scher Gebiete angesehen. Sozialökonomische Gebiete lassen sich auf Grund vergleichender Untersuchungen von Quellengruppen mit sozialökonomischem Gehalt darstelJen. Sie werden charakterisiert durch einander bedingende Gemeinsamkeit der Wirtschaftsführung, der Sozialstruktur und - soweit erkennbar - der politischen Organisationsformen.