Abstract
Zusammenfassung. Im Optimierungsmodell, das auf der Grundlage der Fuzzy Trace-Theorie entwickelt wurde, wird postuliert, daß verbale Inhalte aus dem Langzeitgedächtnis in der Reihenfolge gedächtnisschwach → gedächtnisstark → gedächtnisschwach abgerufen werden. Diese als Cognitive Triage-Effekt bezeichnete Wiedergabereihenfolge wird auf das dynamische Zusammenspiel von Gedächtnisstärke, episodischer Aktivierung und Output-Interferenz zurückgeführt. Eine grundlegende Annahme des Optimierungsmodells besteht darin, daß im Kontext eines gedächtnispsychologischen Experiments Item-Unterschiede in der Gedächtnisstärke verbaler Items weitgehend invariant sind. Zusätzlich wird angenommen, daß in der Wiedergabephase die Akkumulation von Output-Interferenz für den Wechsel von schwachen zu starken Items verantwortlich zu machen ist. Diese Annahme impliziert, daß sowohl der Cognitive Triage-Effekt als auch die Güte der Erinnerungsleistungen weniger stark ausgeprägt sein sollten, wenn zu Beginn der Wiedergabephase das Ausmaß an Output-Interferenz hoch ist. Weiterhin ist bei jüngeren Kindern wegen größerer Anfälligkeit gegenüber der Output-Interferenz eine stärkere Beeinträchtigung von Cognitive Triage-Effekt und Güte der Recall-Leistung zu erwarten. Zur Abklärung der beiden Annahmen des Optimierungsmodells lernten Zweit- und Viertklässler unter einer Kontrollbedingung und einer Bedingung mit künstlich erhöhter Output-Interferenz (Finger-Tapping während der Erinnerungsphase) zwei Listen, in denen nicht-kategorisierbare Items mit einfacher, zweifacher oder vierfacher Häufigkeit dargeboten wurden. Die empirischen Befunde stimmten mit den Annahmen des Optimierungsmodells nicht überein. Die Gedächtnisstärke der Items erwies sich nicht als eine invariante Größe, sondern wurde durch die Anzahl der Repetitionen beeinflußt. Die Erhöhung der Output-Interferenz führte zu einer tendenziell geringeren Ausprägung des Cognitive Triage-Effektes, hatte jedoch keinerlei Einfluß auf die Güte der Recall-Leistung. Altersspezifische Auswirkungen der Output-Interferenz auf die Ausprägung des Cognitive Triage-Effektes und auf die Güte der Recall-Leistung konnten ebenfalls nicht nachgewiesen werden.
Subject
General Psychology,Arts and Humanities (miscellaneous),Experimental and Cognitive Psychology,General Medicine