Affiliation:
1. Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden
2. Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Technische Universität Dresden
Abstract
Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Bisher ist wenig über symptombezogene Teilgruppen von Patient_innen mit agoraphobischer Angst über die Betrachtung als mit oder ohne Panikstörung hinausgehend bekannt. So sind existierende Behandlungsprogramme meist nicht modularisiert und berücksichtigen die möglicherweise vorhandenen spezifischen Bedarfe kaum. Daher untersuchten wir die Frage, welche Subgruppen anhand von symptombezogenen Variablen identifiziert werden können. Methode: N = 290 Patient_innen mit SKID-Diagnose Agoraphobie mit oder ohne Panikstörung, in einer auf die Behandlung von Angststörungen spezialisierten universitären Tagesklinik, wurden anhand von Skalenwerten des Fragebogens zu angstbezogenen Kognitionen (ACQ) sowie der Panik- und Agoraphobie-Skala (PAS) mittels einer Clusteranalyse nach dem Ward-Verfahren mit anschließender k-means-Optimierung nach inhaltlicher Interpretierbarkeit gruppiert. Die Validität wurde am externen Kriterium „Therapieerfolg“ geprüft. Ergebnisse: Neben zwei Subgruppen mit sehr hoher ( n = 67) und sehr niedriger ( n = 56) Symptomausprägung auf sämtlichen Skalen, wurden zwei qualitativ-symptomatisch differentielle Subtypen identifiziert: der Typus „Körperliche Befürchtungen“ ( n = 81) und der Typus „Verhaltenskontrollverlust“ ( n = 86). Letztere zeigten keine Unterschiede im Therapieerfolg. Schlussfolgerungen: Die Identifikation spezifischer Patient_innengruppen impliziert spezifische Therapiebedarfe und -erwartungen über das Vorliegen einer Paniksymptomatik hinaus. Es zeigte sich, dass der individuellen agoraphobischen Befürchtung bei den unterschiedlichen Patient_innengruppen besondere Bedeutung zukommt, weswegen diese bei der Therapieplanung besondere Beachtung erfahren sollte.