Affiliation:
1. Freie Universität Berlin Germany
Abstract
Zusammenfassung
Eine Reise in den Orient gehörte am Vorabend des Ersten Weltkrieges zu denjenigen Unternehmungen, die zwar viele ersehnten, die jedoch nur wenigen möglich waren. Die erzwungene Massenmobilität im global geführten Ersten Weltkrieg aber ermöglichte es Tausenden von Deutschen als Soldaten in die Gegend zu gelangen, die ihnen bereits durch ihre Jugendlektüre als vertraut erschien. In diesem Beitrag wird auf der Grundlage von Tagebüchern, Feldpostbriefen und Erinnerungen gezeigt, dass ungeachtet des Zwangscharakters, den der Kriegseinsatz für den Einzelnen hatte, das Reiseerleben die dominierende Rolle in der Wahrnehmung und Erinnerung der im Osmanischen Reich dienenden Soldaten einnahm. Damit unterschied sich die Kriegserfahrung dieser Soldaten grundlegend von derjenigen ihrer Kameraden an den europäischen Fronten. Auf keinem anderen Kriegsschauplatz war eine Verdrängung des Krieges und des auch dort gegenwärtigen Leidens derart wirksam. Stattdessen wurden die Erfüllung von Sehnsüchten und das Gefühl von Freiheit zu den bestimmenden Merkmalen deutscher Kriegserfahrung im Osmanischen Reich. Letztlich ergab sich aus der Erfahrung des Krieges als Reise vielfach auch eine Erweiterung des persönlichen Horizonts.
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