Affiliation:
1. Julius-Maximilians-Universität Würzburg , Institut für Geschichte, Lehrstuhl für Alte Geschichte , Würzburg , 97070 , Germany .
Abstract
Zusammenfassung
Im Jahr 395 wurde der zehnjährige Honorius Kaiser des Weströmischen Reiches. Honorius verbrachte die meiste Zeit seiner Herrschaft zurückgezogen im Palast und überließ seinen Heermeistern die Kommandogewalt bei militärischen Operationen. In der Forschung hat man die Regierungsphase des Honorius oft als Symptom für einen Niedergang angesehen. Das neu entstandene Palastkaisertum habe den Machtkämpfen am Hof und innerhalb des Reiches Vorschub geleistet und die Zentralgewalt sukzessive ausgehöhlt, so dass Rom – vor allem im Westen – den Bedrohungen an der Reichsgrenze schutzlos ausgeliefert gewesen sei. Die vorliegende Studie wendet sich gegen eine solche Sichtweise und argumentiert stattdessen, dass das Palastkaisertum des Honorius nicht dem jungen Alter des Kaisers geschuldet war und auch nicht den Niedergang des Weströmischen Reiches einläutete; das vermeintlich ,passive‘ Regieren stellte vielmehr eine adäquate Reaktion auf die komplexen außen- und innenpolitischen Herausforderungen der Zeit dar und trug zu einer Stabilisierung der Verhältnisse bei. Die Konsolidierung der Zentralgewalt erfolgte nicht über herkömmliche, traditionelle und geradezu stereotype Manifestationen von Macht, sondern durch die Kombination aus scheinbar diskreditierenden Faktoren und paradox anmutender Entwicklungen.
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