Affiliation:
1. Eberhard Karls Universität Tübingen , Philosophische Fakultät, Alte Geschichte , Tübingen , 72074 , Germany .
Abstract
Zusammenfassung
Dreißig Jahre nach der konstantinischen Wende, die den Kaiser zu einem wichtigeren Akteur der Kirche gemacht hatte, ärgerten sich die führenden Bischöfe darüber, dass Provinzbischöfe und Abweichler die Aufmerksamkeit und die Gunst des Kaisers erlangen konnten. Um den eigenen Einfluss zu sichern, wurden auf Konzilen in Antiochien und Serdika Beschlüsse gefasst, die die Kontakte von Bischöfen zum Kaiser regulierten. Dieser Aufsatz versucht in einem ersten Schritt, die jeweilige Motivation und Zielsetzung der Bischöfe zu rekonstruieren. Anschließend werden Hypothesen über die Präferenzen der Kaiser gebildet, die von den Regelungen ja unmittelbar betroffen waren. Waren die Kanones (zumal im Westen) gegen die Macht des Hofes gerichtet, wie viele Wissenschaftler denken? Schließlich werden wir in einer Fallstudie zu Athanasius untersuchen, ob diese Regelungen in der kaiserlichen und kirchlichen Praxis griffen und wie ihre Einhaltung und Missachtung literarisch inszeniert wurde. So werden Norm, Praxis und Darstellung zu einem Gesamtbild zusammengebracht, das neue Aufschlüsse über das Verhältnis von Staat und Kirche im Osten und Westen des römischen Reichs verspricht.