Affiliation:
1. Universität Bonn Seminar für Liturgiewissenschaft Katholisch-theologische Fakultät Am Hof 1 Bonn Deutschland
Abstract
Zusammenfassung
Ausgehend vom Freud’schen Garnrollenspiel werden Rituale als eine Möglichkeit des Kindes gedeutet, mit der frühen Verlusterfahrung der Mutter kreativ umzugehen und den Freiraum des eigenen Lebens zu entdecken. Anknüpfend an Donald W. Winnicott kann der kulturelle Bereich insgesamt als ein dritter Wirklichkeitsbereich verstanden werden, in dem der Doppelwunsch nach Schutz und Trost einerseits sowie nach Aufbruch und Selbstwerdung andererseits seinen Ausdruck findet. Dieses Konzept wird mit der theologischen Definition des Gottesdienstes als „Feier des Pascha-Mysterium“ vermittelt: Das Volk Israel vergewissert sich im Pascha-Mahl des Schutzes seines Gottes und kann den Schritt in die Befreiung aus der Sklaverei Ägyptens tun. Jesus versichert sich beim Letzten Abendmahl des Schutzes seines Gottes und kann den entscheidenden Schritt in sein Leiden, Sterben und Auferstehen tun, was für die glaubenden Menschen als das befreiende Heilsereignis angesehen wird. Der Resonanzraum Gottesdienst verbindet so Lebensgeschichte und Heilsgeschichte (rituelle Erfahrung). Der interdisziplinäre Dialog von Psychoanalyse und Theologie ermöglicht so tiefe Einsichten in die Bedeutung des Rituellen für die Menschen.