1. In unserer eigenen Analyse werden entsprechend der Themenstellung ausschließlich Wertorientierungen, die die Gesellschaft zum Objekt haben, berücksichtigt.
2. Zunächst liegt es nahe, dabei an den Inglehart-Index zu denken, der im Rahmen der Eurobarometer-Umfragen seit 1990 halbjährlich in der ehemaligen DDR erhoben wird. Doch obgleich Bauer-Kaase zeigen konnte, daß der Inglehart-Index auch im ostdeutschen Kontext substantielle Ergebnisse liefert (Bauer-Kaase 1994a: 276ff), haben wir diese Option aufgrund der umfangreichen theoretischen und methodologischen Kritik, die am Inglehart-Index geübt werden kann, nicht gewählt (Bürklin/ Klein/Ruß 1994; Klein 1995).
3. Weitere Mängel des IPOS-Datensatzes, die wir in Ermangelung eines geeigneteren Instruments in Kauf nehmen müssen, sind die folgenden: Zumindest bei zwei der neun Items erscheint es uns fraglich, ob sie wirklich gesellschaftliche Werte messen: Item 9 legt mit dem kausalen Nebensatz („...weil er [der technische Fortschritt] große Gefahren für die Zukunft in sich birgt/... weil er die Zukunft sichert“) den Befragten eine Bewertung des technischen Fortschritts nahe, obwohl die Frage auf ein gesellschaftliches Konzept (technisierte vs. technikfeindliche Gesellschaft abzielt). Die Beantwortung von Item 4 hingegen („eine Gesellschaft, die Wirtschaftswachstum fördert/begrenzt“) dürfte stark von der besonderen wirtschaftlichen Situation nach der Vereinigung beeinflußt und deshalb als Indikator für eine langfristige und situa-tionsübergreifende Orientierung nur bedingt geeignet sein.
4. Selbstverständlich sind wir uns darüber im klaren, daß es nicht möglich ist, von einer auf der Aggregatebene beobachteten Stabilität auf eine Konstanz der Werthaltungen auch auf der individuellen Ebene zu schließen. Umgekehrt hätten allerdings größere Schwankungen der gemessenen Werte die Validität des verwendeten Instruments in Frage gestellt.
5. Die drei Items wurden zuvor auf ihre Eindimensionalität hin geprüft, indem für jeden der zehn Teildatensätze eine Hauptkomponentenanalyse über die drei Items gerechnet wurde. Dabei ergab sich in allen Fällen jeweils nur ein Faktor mit einem Eigenwert >1. Durch diesen werden zwischen 47,5% (1990 Ost) und 58,3% (1990 West) der Gesamtvarianz erklärt (für den gesamten kumulierten Datensatz: 54,9%). Die Items 1 und 3 wurden bei der anschließenden Skalenbildung umgepolt, damit hohe Skalenwerte auch eine hohe Akzeptanz marktwirtschaftlicher Prinzipien anzeigen.