Abstract
ZusammenfassungGewalterfahrungen in der Kindheit und Jugend werden möglicherweise psychisch so verarbeitet, dass das Gegenüber später in einer spezifischen Weise auf die Betroffenen reagiert. Wir untersuchten dies anhand der Frage, ob sich Reaktionen (Assoziationen) auf Berichte an den Gutachter dahingehend unterscheiden, ob der Patient Gewalterfahrungen in der Kindheit oder Jugend in der Herkunftsfamilie gemacht hat oder nicht. Es wurden 22 pseudonymisierte Berichte an den Gutachter im Rahmen des Antragsverfahrens auf Kostenübernahme von Psychotherapie von zwei Untersucherinnen qualitativ analysiert. Die Analyse erfolgte über die Qualitative Inhaltsanalyse nach Mühlfeld.Beim Vergleich der deduktiv entwickelten Kategoriensysteme konnten im Hinblick auf die Reaktionsmuster Parallelen, aber auch mehrere Differenzen zwischen den beiden Patientengruppen festgestellt werden. Als Reaktionsmuster auf Patienten mit Gewalterfahrung zeigten sich Sprachlosigkeit, Tod oder Sich-verstecken-Wollen, was sich so bei der anderen Gruppe nicht fand. Parallelen ergaben sich unter anderem bei Reaktionsmustern von Zartheit, Ekel oder Relativierung von Leid. Bei Berichten über Patienten ohne Gewalterfahrung kam es zu einer größeren emotionalen Varianz in den Reaktionsmustern.Die gefundenen Reaktionsmuster stimmen nur teilweise mit Angaben der Literatur zu „typischen“ Gegenübertragungsreaktionen auf traumatisierte Patienten überein. Die geringere emotionale Varianz gegenüber Berichten von Patienten mit Gewalterfahrungen könnte ein empirischer Beleg für deren geringere Symbolisierungsfähigkeiten sein.
Funder
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Psychiatry and Mental health,Clinical Psychology
Cited by
2 articles.
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