Abstract
ZusammenfassungSeit kurzem existieren erste arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse über gesundheitsbezogene Risiken und Gestaltungspotenziale bei digital vernetzten Produktionssystemen. Allerdings gibt es bisher kaum auf Arbeitsgestaltung abzielende Präventionsansätze, die sich für eine Stärkung der Gesundheitsressourcen in diesen von hohen Veränderungsdruck geprägten Arbeitskontexten als wirksam erwiesen haben.Im Beitrag wird das Präventionskonzept SePIAR vorgestellt und über Ergebnisse einer Wirksamkeitsanalyse in acht Arbeitsbereichen aus der Produktion bzw. produktionsnahen Wissensarbeit berichtet. Das Verfahren richtet sich an Teams und ihre Führungskräfte und will diese befähigen, Stressursachen in ihrem Arbeitsbereich zu erkennen und kollektive Handlungsressourcen zu mobilisieren. Die Evaluation deutet auf positive Effekte im Hinblick auf Empowerment, Beteiligungserleben, Handlungskompetenz und Erschöpfungserleben hin.Praktische RelevanzDie durch das Arbeitsschutzgesetz geforderte Regulation psychischer Belastungen stellt betriebliche Akteure des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in vernetzten Produktionssystemen vor besondere Herausforderungen. Dort bestehen erhebliche Präventionshemmnisse aufgrund von geringen Zeit- und Personalkapazitäten und eine sehr hohe Veränderungsdynamik bei der Belastungssituation. Klassische bedingungsbezogene Instrumente wie Gesundheitszirkel sind nicht darauf ausgelegt, zeitnah Ergebnisse zu liefern. Das Präventionskonzept SePIAR setzt hier auf den Aufbau kollektiver Gestaltungskompetenz unter Anwendung weitreichender Mitwirkungsmöglichkeiten von Teams und ihren Führungskräften. Das Verfahren bietet einen fruchtbaren Ansatz, durch den Aufbau lokaler Gestaltungskompetenz Hemmnisse bei der Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung Psyche zu überwinden.
Publisher
Springer Science and Business Media LLC