Abstract
ZusammenfassungVollzugsöffnende Maßnahmen sollen dazu dienen, die soziale Reintegration vorzubereiten. Sie können als Erprobungsraum dafür gelten, inwieweit sich intramural herausgearbeitete Risikofaktoren unter extramuralen Bedingungen äußern bzw. bereits verändert haben können. Dabei gehen Lockerungen mit einem reduzierten Rückfallrisiko und erhöhten Chancen auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt einher. Diese Studie untersucht anhand von n = 139 bereits entlassenen männlichen Insassen der Sozialtherapeutischen Anstalt Hamburg (SothA-HH) Prädiktoren für den Erhalt und die Rücknahme selbstständiger Lockerungen. Zudem wird untersucht, wie Lockerungserhalt und -rücknahme mit den Resozialisierungszielen Wohnanschrift, Beschäftigungsverhältnis und Therapieerfolg zum Zeitpunkt der Entlassung zusammenhängen. Eine deutsche Staatsbürgerschaft und externale Schutzfaktoren (erhoben mit SAPROF [Structured Assessment of Protective Factors for violence risk]) sind mit dem Erhalt selbstständiger Lockerungen assoziiert, wohingegen mehr Risikofaktoren (erhoben mit R-Skala, HCR-20 [Historical Clinical Risk Management-20]) und überraschenderweise motivationale Schutzfaktoren (SAPROF) mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für selbstständige Lockerung zusammenhängen. Eine längere Haftstrafe und mehr Risikofaktoren (R-Skala, HCR-20) sind mit Lockerungsrücknahmen, zunehmendes Alter mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für Lockerungsrücknahmen assoziiert. Insassen, die selbstständige Lockerungen erhalten und aufrechterhalten, haben zum Zeitpunkt der Entlassung häufiger ein Beschäftigungsverhältnis und schlossen die Therapie erfolgreicher ab. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen für Lockerungen und des Risk-Need-Responsivity (RNR) Modells diskutiert.
Funder
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Law,Psychiatry and Mental health,Applied Psychology
Cited by
8 articles.
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