Author:
Ditscheid Bianka,Meissner Franziska,Gebel Cordula,Hennig Beata,Marschall Ursula,Meißner Winfried,Wedding Ulrich,Freytag Antje
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund
In Deutschland findet Palliativversorgung (PV) ambulant, stationär, allgemein und spezialisiert statt. Da bisher wenig bekannt ist über die zeitliche Entwicklung und regionale Unterschiede in den Versorgungsformen, war es Ziel der vorliegenden Studie, dies zu untersuchen.
Methoden
Retrospektive Routinedatenstudie mit 417.405 in den Jahren 2016–2019 verstorbenen BARMER-Versicherten. Anhand mindestens einmalig abgerechneter Leistung im letzten Lebensjahr ermittelten wir die Inanspruchnahmeraten allgemeiner ambulanter Palliativversorgung (AAPV), besonders qualifizierter und koordinierter palliativmedizinischer Versorgung (BQKPmV), spezialisierter ambulanter Palliativversorgung (SAPV), stationärer Palliativ- und Hospizversorgung. Wir berechneten Zeittrends, regionale Unterschiede und kontrollierten für versorgungsbedarfsbezogene Patientenmerkmale und zugangsbezogene Wohnkreismerkmale.
Ergebnisse
Von 2016 bis 2019 stieg die Inanspruchnahme von PV insgesamt von 33,8 % auf 36,2 %, SAPV von 13,3 % auf 16,0 % (max.: Rheinland-Pfalz), stationärer PV von 8,9 % auf 9,9 % (max.: Thüringen); AAPV sank von 25,8 % auf 23,9 % (max.: Brandenburg); BQKPmV kam 2019 auf 4,4 % (max.: Saarland); Hospiz blieb konstant bei 3,4 %. Die regionale Variabilität der Inanspruchnahmeraten nahm bei AAPV und stationärer PV von 2016 auf 2019 zu, bei SAPV und Hospiz ab, blieb insgesamt jedoch hoch. Die regionalen Unterschiede zeigten sich auch nach Adjustierung.
Diskussion
Zunehmend mehr SAPV, weniger AAPV und hohe, nicht durch bedarfs‑/zugangsbezogene Merkmale erklärbare regionale Variabilität sprechen dafür, dass sich der Einsatz palliativer Versorgungsformen weniger am Bedarf als an regional verfügbaren Versorgungskapazitäten orientiert. Angesichts demografiebedingt wachsenden PV-Bedarfs und abnehmender personeller Ressourcen ist diese Entwicklung kritisch zu sehen.
Funder
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Public Health, Environmental and Occupational Health
Reference45 articles.
1. Ditscheid B, Krause M, Lehmann T et al (2020) Palliativversorgung am Lebensende in Deutschland : Inanspruchnahme und regionale Verteilung (Palliative care at the end of life in Germany : Utilization and regional distribution). Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 63:1502–1510. https://doi.org/10.1007/s00103-020-03240-6
2. GKV-Spitzenverband, Kassenärztliche Bundesvereinigung (2009) Vereinbarung über die qualifizierte ambulante Versorgung krebskranker Patienten „Onkologie-Vereinbarung“ (Anlage 7 zum Bundesmantelvertrag-Ärzte)
3. von Elm E, Altman DG, Egger M, Pocock SJ, Gøtzsche PC, Vandenbroucke JP (2014) The strengthening the reporting of observational studies in epidemiology (STROBE) statement: guidelines for reporting observational studies. Int J Surg 12:1495–1499. https://doi.org/10.1016/j.ijsu.2014.07.013
4. GKV-Spitzenverband (2020) Bericht des GKV-Spitzenverbandes zur Palliativversorgung. Bericht des GKV-Spitzenverbandes zum Stand der Entwicklung sowie der vertraglichen Umsetzung der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV), der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung im Rahmen der häuslichen Krankenpflege sowie der gesundheitlichen Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase.
5. Ditscheid B, Meissner F, Marschall U, Meißner W, Wedding U, Freytag A (2022) Inanspruchnahme von Palliativversorgung in Deutschland nach Altersklasse und Geschlecht: eine GKV-Routinedatenstudie. 21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF).