Author:
Pförtner Timo-Kolja,Demirer Ibrahim
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund
Erwerbsarme gelten als vulnerable Gruppe. Die vorliegende Studie untersucht, ob sich die Gesundheitsunterschiede zwischen Erwerbsarmen und Nicht-Erwerbsarmen während der COVID-19-Pandemie verstärkt haben, und führt dazu einen Zeitvergleich mit früheren Phasen ökonomischer Krisen und arbeitsmarktpolitischer Reformen durch.
Methoden
Die Analysen basieren auf dem Sozio-ökonomischen Panel (SOEP, 1995–2020) und der Sondererhebung zu den sozioökonomischen Faktoren und Folgen der Verbreitung des Coronavirus in Deutschland (SOEP-CoV, 2020–2021). Alle Erwerbstätigen im Alter von 18–67 Jahren wurden in den Analysen berücksichtigt, um die Risiken einer schlechten subjektiven Gesundheit durch Erwerbsarmut auf Basis gepoolter logistischer Regression nach Geschlecht zu berechnen.
Ergebnisse
Die subjektive Gesundheit verbesserte sich im Allgemeinen in der COVID-19-Pandemie. Die Unterschiede im Gesundheitszustand blieben zwischen Erwerbsarmen und Nicht-Erwerbsarmen zwischen 1995 und 2021 relativ konstant. Personen, die im Zeitverlauf häufiger von Erwerbsarmut betroffen waren, wiesen das höchste Risiko einer unzureichenden Gesundheit auf. Die mit der Häufigkeit von Erwerbsarmut assoziierten Gesundheitsunterschiede sind im Zeitverlauf angestiegen und erreichten bei beiden Geschlechtern in der Pandemie ihren Höhepunkt. Signifikante Geschlechtsunterschiede konnten nicht identifiziert werden.
Diskussion
Die Studie verdeutlicht die gesellschaftliche Verankerung von Erwerbsarmut als Determinante einer unzureichenden Gesundheit. Insbesondere Personen, die im Erwerbsleben häufiger von Erwerbsarmut betroffen waren, gelten als besonders vulnerabel gegenüber einer unzureichenden Gesundheit. Tendenziell erscheint die COVID-19-Pandemie diesen Gradienten in der Gesundheit zu verstärken.
Funder
Universitätsklinikum Köln
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Subject
Public Health, Environmental and Occupational Health
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