Abstract
ZusammenfassungIn der Migrationsforschung wird Religion, soweit sie überhaupt in den Blick kommt, häufig unter dem Blickwinkel von Intensivierung oder Radikalisierung betrachtet. Andere Optionen religiösen Wandels wie die Abkehr von religiösen Prägungen oder die Verlagerung religiöser Praxis ins Private wurden hingegen bislang kaum systematisch erschlossen. Vor dem Hintergrund bestehender Forschung zu Migration, religiöser Transformation und Konfessionslosigkeit rückt der Beitrag Privatisierung und Relativierung als gleichrangige Varianten religiöser Veränderung in der Diaspora in den Fokus. Anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse von 102 Interviews mit Geflüchteten unterschiedlicher Religionszugehörigkeit und Herkunft werden verschiedene Aspekte und Mechanismen der drei Grundmuster religiösen Wandels (Intensivierung, Privatisierung und Relativierung) aufgezeigt. Dabei wird deutlich, dass „erfahrene“ religiöse Minderheiten wie Yezid:innen angesichts der neu gewonnenen Religionsfreiheit zu einer nachholenden Intensivierung neigen, während Muslim:innen angesichts islamfeindlicher Stimmungen zu religiöser Privatisierung tendieren. Zugleich zeichnet sich ab, dass Frauen und jüngere Menschen eher zu religiöser Relativierung neigen. Insgesamt wird deutlich, dass viele Geflüchtete sich eine intensivere religiöse Betätigung zwar wünschen, aber durch logistische Herausforderungen (Mangel an muttersprachlichen Gemeinden, Herausforderungen des Alltags) davon abgehalten werden.
Funder
Georg-August-Universität Göttingen
Publisher
Springer Science and Business Media LLC
Cited by
3 articles.
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