Abstract
Im Fokus dieses Beitrags steht die Frage, wie Geflüchtete traumatisierende Erfahrungen artikulieren und ggf. religiös adressieren. Dahinter steht die Annahme, dass es im Vorfeld oder im Verlauf der Flucht zu Traumatisierungen kommen kann, die im Aufnahmeland gedeutet und verarbeitet werden müssen. Auf der Basis von Interviews mit Geflüchteten, die teilweise auch von religiöser Verfolgung betroffen waren, werden die vielfältigen Erscheinungsformen solcher Traumata sowie verschiedene Coping-Strategien analysiert. Dabei zeigt sich, dass traumatische Erfahrungen auch im Kontext von Ankunft und Aufnahme auftreten und der meritokratische Diskurs über Migration als volkswirtschaftliche Ressource für Geflüchtete eine implizite Norm des Vergessens und Verdrängens etabliert, um sich möglichst rasch in die gesellschaftlichen Funktionssysteme eingliedern zu können. Religion kommt in diesem Zusammenhang sowohl als Teil der Lösung als auch als Teil des Problems in den Blick.
Publisher
Psychosozial-Verlag GmbH and Co. KG