Affiliation:
1. Humboldt University Berlin, Germany
Abstract
Ausgehend von Max Webers These von der protestantischen Erwerbsethik untersucht der Aufsatz eine unterschätzte und kaum erforschte Teilgruppe des Bürgertums im 19. Jahrhundert: Rentiers, also Bürger, die nicht arbeiteten, sondern sich entweder (häufig in relativ jungen Jahren) zur Ruhe gesetzt oder vielleicht auch niemals gearbeitet hatten; sie lebten von den Erträgen ihres Kapitals. Nicht nur ihre zahlenmäßige Bedeutung, sondern auch ihre gesellschaftliche Rolle vor allem im kommunalen Leben, in ehrenamtlicher Tätigkeit und Lokalpolitik verweist darauf, dass die bürgerliche Gesellschaft des 19. Jahrhunderts für ihr Funktionieren der Nichtarbeit bedurfte. Trotz einer kritischen Beobachtung durch Sozialwissenschaft und Literatur genossen die müßigen Bürger Ansehen. Davon ausgehend stellt sich die Frage nach der Bedeutung der Arbeit im bürgerlichen Leben generell. Der Aufsatz argumentiert, dass die (bürgerliche) Arbeit nach heutigen Verständnis sehr viel weniger „rastlos“ war, als das Max Weber und unser heutiges Verständnis nahelegt. Der Rentier als Ausdruck eines „mäßigen“ Verhältnisses zur Arbeit ist aber eine Erscheinung des 19. Jahrhunderts. Mentalitätswandel einerseits, der Rückgang der ökonomischen Chancen andererseits und schließlich der Erste Weltkrieg mit seinen inflationären Auswirkungen beendete eine typische bürgerliche Lebensform des 19. Jahrhunderts.
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