Die Kommunikations- und Medienwissenschaft sowie benachbarte Disziplinen fragen zunehmend danach, wie soziales Handeln durch Daten bzw. digitale Spuren gemessen, ausgewertet und repräsentiert wird. Es gibt jedoch nur wenige Analysen dazu, wie die Kommunikations- und Medienforschung selbst in unterschiedlichen Formen solche nicht-wissenschaftlichen Nutzungsdaten verwendet. Dieser Beitrag zeigt, dass Nutzungsdaten von Technologie-, Daten-, Marktforschungs- und Medienunternehmen vielfach mit starker Intransparenz verbunden sind und von der Forschung oft nicht ausreichend hinterfragt und kontextualisiert werden. Über die Aussagekaft der verschiedenen Metriken und Rankings wird zu wenig kritisch diskutiert und auch die mit ihnen verfolgten kommerziellen Interessen und Strategien werden selten in den Blick genommen. Die vorliegende Analyse identifiziert und diskutiert fünf problematische Umgangsweisen mit nicht-wissenschaftlichen Nutzungsdaten: A) Mangelnde Einordnung der Aussagekraft von Nutzungsmetriken und -rankings, B) Mangelnde Einordnung von Rankings als strategische Unternehmensinstrumente, C) Unbegründete Inferenz von Nutzungsdaten auf Makro-Phänomene, D) Unkritische Übernahme von interessengeleiteten Superlativen und Generalisierungen und E) Verwendung von geschätzten Zahlen als gemessene Daten. Die Analyse dieser Problematiken wirft einen kritischen Blick auf die Kommunikations- und Medienforschung, die zum Teil mangelnde Sicherung von wissenschaftlicher Qualität und jüngste Entwicklungen im Wissenschaftssystem. Sie eröffnet zudem neue Fragen und Perspektiven, mit denen die Kommunikations- und Medienforschung einen wichtigen Beitrag leisten kann. Denn gerade in Gesellschaften, in denen Nutzungszahlen und -rankings omnipräsent sind und mächtige Unternehmen den Datenzugang weitgehend kontrollieren, ist ein kritischer Blick auf Nutzungsdaten unverzichtbar.