Dieser Artikel untersucht die Hamburger Speicherstadt und das angrenzende Kontorhausviertel als logistische Landschaften des späten 19. und frühen
20. Jahrhunderts. Mit gezieltem Fokus auf die Planungsvorgänge, die der Nutzung des weltweit größten zusammenhängenden Lager- und Bürokomplexes seiner Epoche vorausgingen und dessen Ausgestaltung kontinuierlich begleiteten, wird ein Prozess der konzeptionellen Neudeutung und praktischen Umwandlung bis dahin üblicher Transport- und Aufbewahrungstechniken deutlich, der es ermöglichte, globale Güter- und Kapitalströme effizienter, flexibler und zuverlässiger zu koordinieren. Angesiedelt zwischen Bau- und Wirtschaftsgeschichte, historischer Urbanistik, Raum- und Architekturtheorie, zeigt die vorliegende Analyse empirisch fundiert, wie sich transnationale Warenketten und Handelspolitiken der Ersten Globalisierung zu einem raumprägenden Wirkungsfeld operativer Logistik verdichteten. Dabei erkundet das methodische Vorgehen die prozessarchitektonische Ausgestaltung und rechtlichen Protokolle eines hochfunktionalen Stadtraums, dessen Akteure, Infrastrukturen und handelnden Institutionen beständig versuchten, eine Zeit entfesselter Warenflüsse unter ihre Kontrolle zu bringen.