Der Beitrag schlägt vor, die an Individuen entwickelte soziologische Rollentheorie für die Analyse wechselseitiger Beziehungen zwischen Organisation und Gesellschaft zu nutzen. Wir begründen diese Perspektive konzeptionell und führen zentrale Begriffe der Rollentheorie ein; anschließend illustrieren wir die Vorzüge einer rollentheoretisch informierten Perspektive auf Organisation-Gesellschaft-Beziehungen am Beispiel der sozialwissenschaftlichen Rankingforschung. Unsere Analyse zeigt, dass in diesem empirischen Zusammenhang (1) zwei Rollenangebote mit je unterschiedlichen Verhaltenserwartungen an Organisationen herangetragen werden: die Rolle ‚Ranker‘ und die Rolle ‚Gerankter‘. Zugleich wird deutlich, dass Organisationen über spezifische Kapazitäten verfügen, um (2) diese Rollenangebote zu übernehmen sowie (3) diese auf vielfältige Weise zu interpretieren und mit anderen Rollen zu kombinieren. Schließlich weisen wir (4) auf Spannungen zwischen verschiedenen Rollenerwartungen (Intra-Rollenkonflikte) sowie mehreren Rollen (Inter-Rollenkonflikte) hin. Abschließend stellen wir programmatische Forschungsfragen vor, die dazu anregen, das Verhältnis zwischen Organisation und Gesellschaft als genuin beidseitige Beziehung zu verstehen, rollentheoretisch zu spezifizieren und empirisch zu erforschen.