Die Unsichtbarmachung des Ökonomischen. Eine Untersuchung des gender managements von Inhaberinnen privater ambulanter Pflegedienste
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Published:2023
Issue:4
Volume:74
Page:481-509
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ISSN:0038-6073
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Container-title:Soziale Welt
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language:
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Short-container-title:SozW
Author:
Schürmann Lena,Biermann Ingrid,Gather Claudia
Abstract
Mit der Vermarktlichung sozialer Dienstleistungen gewinnt die Selbständigkeit als Berufsperspektive für Angehörige sozialer Berufe an Rele- vanz. Dafür ist die ambulante Pflege als frauendominierte Wachstumsbranche ein interessantes Beispiel. Anknüpfend an die praxeologische Perspektive des gender managements (Heintz/Nadai 1998) untersucht der vorliegende Beitrag die narrati- ven Selbstdarstellungen von Inhaberinnen ambulanter Pflegedienste. Er entwickelt folgende These: Die hier anzutreffenden Geschlechterinszenierungen bearbeiten bestehende Normierungen des Geschlechts mit zwei unterschiedlichen Gestaltungs- weisen: Professionsorientierte Selbstinszenierungen führen zu einer Dethematisie- rung des Geschlechts (Muster 1). Mit einer Betonnung von Weiblichkeit (Muster 2) werden dagegen familiär bestimmte Ansprüche der häuslichen Pflege hervorge- hoben. Wir argumentieren, dass beide Muster der Selbstinszenierung zu einer Ver- deckung des Ökonomischen beitragen, in dem Sinne, dass der ökonomische Status der Unternehmerin unsichtbar gemacht wird. Dies deutet darauf hin, dass kulturell etablierte Gegensätze zwischen Weiblichkeit und Ökonomie in Zeiten umfassender Ökonomisierungstendenzen eine Aktualisierung erfahren.