Äquivalente Reziprozität oder Vorteilsuche? Empirische Befunde im Taking-Spiel bei 14-16-jährigen Mittelschüler(inne)n und Gymnasiast(inn)en
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Published:2021
Issue:1
Volume:72
Page:84-109
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ISSN:0038-6073
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Container-title:Soziale Welt
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language:
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Short-container-title:SozW
Author:
Schmidt Jürgen,Nicoletti Tina
Abstract
Die Studie prüft bei 14-16-jährigen Schüler(inne)n mittels Taking-Spiel experimentell, in welchem Ausmaß nichtstrategisch reziprokes Verhalten zu beobachten ist. Dabei wird auch die Verwendung des Begriffs „altruistische Reziprozität“ in der Fairnessforschung problematisiert. Die zentralen Fragen unserer Studie sind im Einzelnen: (1) Weshalb ist der Begriff „altruistische Reziprozität“ zur Bezeichnung nichtstrategisch bedingter Kooperation missverständlich? (2) Welche Mechanismen können nichtstrategisch reziprokes Handeln bewirken? (3) In welchem Ausmaß teilen jugendliche Schüler(innen) im Alter von 14-16 Jahren? (4) Geben Gymnasiast(inn)en beim Teilen ceteris paribus mehr zurück als Mittelschüler(innen)? (5) Handeln jugendliche Schüler(innen) überwiegend in Übereinstimmung mit der Reziprozitätsnorm von Alvin Gouldner (1960)? (6) Führen Abweichungen von der paritätischen Gesamtaufteilung in symmetrischer Weise zu einer Nutzeneinbuße wie es das ERC-Modell (Bolton/Ockenfels 2000) in der Nutzenfunktion unterstellt? Unsere Ergebnisse erbringen negative empirische Evidenz für äquivalent reziprokes Teilungsverhalten. Knapp 30% der Versuchspersonen handeln nicht einmal in Übereinstimmung mit den Minimalvoraussetzungen der Reziprozitätsnorm von Gouldner. Dennoch liegt im Mittel eine gewisse inferiore Reziprozitätsorientierung der untersuchten Personen vor. Auch die ERC-Theorie erfährt bezüglich der Symmetrie der Nutzeneinbußen bei Abweichungen von der Gleichverteilung negative Evidenz.
Subject
Sociology and Political Science