In diesem Beitrag wird die Erdbebenantwort von Stahlbeton-Balkonen analysiert, die mit vorgefertigten Elementen zur Verhinderung von Wärmebrücken in das Gebäude verankert und auf keine sonstige Weise gestützt sind. Bisher wurden sie vorwiegend in Gebieten mit niedriger seismischer Aktivität eingesetzt, während ihre Verwendung in Regionen mit stärkerer Erdbebenaktivität bisher nicht eingehend untersucht wurde. So können sich solche Elemente in seismischen Gebieten vom Gesichtspunkt der Erdbebensicherheit als mangelhaft erweisen und die Erdbebenantwort des Bauwerks sowie eines Teils davon verschlechtern. In diesem Artikel ist die Erdbebenanalyse ausgewählter Typenkonsolen bei vertikalen Beschleunigungen dargestellt, die durch Erdbebeneinwirkung auftreten. Die Schlussfolgerungen können auch auf andere ähnliche Lösungen von Balkoneinspannungen verallgemeinert werden. Die Erdbebenanalysen haben Folgendes ergeben: 1) wärmegedämmte Konsolen sind nachgiebiger als eingespannte Konsolen, weshalb der Überhang solcher Konstruktionen auf eine Länge von 300 cm bis 400 cm beschränkt sein muss; 2) durch Erdbebenbelastung kann es zu einer Hebung der Konsole kommen, was bedeutet, dass die Zugspannungen auch im unteren Teil des Querschnitts auftreten können; 3) die auf den Markt kommenden vorgefertigten Elemente haben keine entsprechende untere Bewehrung. Aus diesem Grund ist die Möglichkeit von Beschädigungen dieser Elemente wesentlich größer als bei eingespannten Stahlbeton-Konsolen. Die statistisch errechnete Wahrscheinlichkeit, dass eine Hebung der Konsole in Gebieten mit mäßiger seismischer Gefährdung eintritt, die zu größeren Beschädigungen führen würde, ist zwar relativ gering (ca. 3 % innerhalb der 50-jährigen Lebensdauer). Dennoch übersteigt dies den maximal zulässigen Grad des Bruchrisikos bei einem Erdbeben. Eine Lösung stellen Verankerungsdetails mit einer entsprechenden Zugbewehrung im unteren Teil der Konsole dar.