Trotz jahrzehntelanger Forschung ist die Frage nach dem Querkrafttragverhalten von Stahlbetonbauteilen bis heute nicht abschließend geklärt. Nach aktueller normativer Regelung wird bei der Bemessung grundsätzlich zwischen Nachweisen für Bauteile mit und ohne Querkraftbewehrung unterschieden. Während balkenförmige Bauteile stets eine Mindestquerkraftbewehrung aufweisen müssen, dürfen Stahlbetonplatten ohne Querkraftbewehrung ausgeführt werden. Der semi-empirische Querkraftbemessungsansatz nach EC 2 für Bauteile ohne Querkraftbewehrung wurde jedoch an einer Datenbank mit balkenförmigen Versuchskörpern hergeleitet, die überwiegend als gelenkig gelagerte Einfeldträger getestet wurden. Ein möglicherweise tragfähigkeitssteigernder Einfluss infolge einer großen Bauteilbreite wird dementsprechend nicht berücksichtigt. Weitere Einflüsse, beispielsweise infolge statischer Systeme, die vom gelenkig gelagerten Einfeldträger abweichen, werden bei der Bemessung ebenfalls nicht berücksichtigt. Anhand von Querkraftversuchen an Stahlbetonplatten, die über ihre gesamte Versuchskörperbreite belastet wurden und Referenzversuchen an schmalen Plattenstreifen, soll der Einfluss einer Plattentragwirkung auf die Querkrafttragfähigkeit untersucht werden. Durch variierende statische Systeme und Momenten-Querkraftverhältnisse (Schubschlankheiten) wird im Rahmen der Versuche sukzessive die Lage des Momentennulldurchgangs verändert, um verschiedene Lastabstände zum Innenauflager durchlaufender Systeme zu untersuchen. Dadurch soll der tragfähigkeitssteigernde Einfluss kleiner Schubschlankheiten quantifiziert werden.