Abstract
Geflüchtete machen im Zusammenhang mit ihrer Flucht häufig traumatische Erfahrungen und weisen deutlich erhöhte Prävalenzraten für die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und andere psychische Störungen auf. Optimismus zeigte in vielfältigen anderen Kontexten eine protektive Wirkung auf die psychische Gesundheit. Die vorliegende Studie untersucht im Rahmen eines querschnittlichen Designs, ob auch bei Geflüchteten Zusammenhänge zwischen Optimismus, Pessimismus und der Symptomatik der PTBS bestehen. Anhand einer Stichprobe von Geflüchteten (<i>N</i> = 554), die zum Zeitpunkt der Befragung (2017–2018) erst seit Kurzem in Deutschland waren, wurden Zusammenhänge zwischen (a) Optimismus, Pessimismus und dem Schweregrad der PTBS-Symptomatik und (b) Optimismus, Pessimismus und der Ausprägung der Symptomatik in den verschiedenen Symptomclustern der PTBS untersucht. Optimismus und Pessimismus wurden mit dem Life Orientation Test-Revised (LOT-R) erfasst, PTBS-Symptomatik mit der Posttraumatic Stress Disorder Checklist for DSM-5 (PCL-5). Zusätzlich wurden fluchtbezogene und soziodemographische Variablen erhoben. Optimismus war negativ mit der Gesamtsymptomatik der PTBS sowie der Symptomatik in den Clustern Intrusionen, Negative Kognition und Stimmung sowie Hyperarousal assoziiert. Umgekehrt zeigte Pessimismus positive Zusammenhänge mit diesen vier Variablen. Weder Optimismus noch Pessimismus waren signifikant mit dem Cluster Vermeidung assoziiert. Die Ergebnisse können als vorsichtiger Hinweis darauf interpretiert werden, dass Optimismus zu Resilienz bei Geflüchteten beiträgt.
Subject
Psychiatry and Mental health,Clinical Psychology