Author:
Laessle Reinhold,Lehrke Sonja
Abstract
<b><i>Theoretischer Hintergrund:</i></b> In den aktuellen Modellen zur Entwicklung und Aufrechterhaltung von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen wird familiären Faktoren eine bedeutsame Rolle zugeschrieben. Die Einbeziehung der Eltern im Rahmen einer Therapie sollte daher zur Optimierung von Therapieeffekten beitragen. <b><i>Fragestellung:</i></b> In der vorliegenden Studie soll daher geprüft werden, ob eine verhaltenstherapeutisch orientierte Familientherapie, innerhalb derer systemische Elemente zur Modifikation der familiären Kommunikations- und Interaktionsmuster eingesetzt werden, bessere Therapieeffekte erbringt als eine verhaltenstherapeutisch orientierte multimodale Gruppentherapie, in deren Rahmen die Eltern lediglich ausführlich über Ziele und Inhalte der Behandlung aufgeklärt werden. <b><i>Methode:</i></b> Es wurde eine Therapievergleichsstudie mit 71 adipösen Kindern durchgeführt, von denen 32 einer multimodalen Gruppentherapie und 39 einer Familientherapie zugewiesen wurden. Beide Therapiebedingungen umfassten jeweils neun Sitzungen innerhalb von drei Monaten. Gemessen wurden sowohl anthropometrische als auch psychologische Kriteriumsvariablen jeweils vor und nach der Therapie. <b><i>Ergebnisse:</i></b> Kinder mit Adipositas, die im Rahmen einer verhaltenstherapeutisch orientierten Gruppentherapie behandelt wurden, zeigten nach Beendigung der Therapie eine signifikante Reduktion Ihres Körpergewichts und ihres Körperfettanteils. Ihre durchschnittliche tägliche Kalorienaufnahme war signifikant niedriger als vor Beginn der Therapie. Die wahrgenommene Ängstlichkeit hatte abgenommen, das Selbstwertgefühl zugenommen. Eine als Vergleich durchgeführte systemisch orientierte psychologische Therapie erwies sich nicht als effektiver, weder im Hinblick auf anthropometrische noch auf psychologische Kriteriumsmaße. <b><i>Diskussion:</i></b> Die Ergebnisse der Studie sprechen nicht unbedingt gegen die Einbeziehung familiärer Interaktionsmuster bei der Therapie von Kindern mit Adipositas, sondern müssen im Hinblick auf studienimmanente Beschränkungen interpretiert werden, die eine Aufdeckung differenzieller Therapieeffekte möglicherweise verhindert haben.
Subject
Psychiatry and Mental health,Clinical Psychology