Abstract
Hintergrund: Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit beschreiben häufig geringe Therapieerwartungen oder negative Einstellungen gegenüber Psychotherapie. Da realistische Therapieerwartungen substanziell zum Therapieergebnis beitragen, ist eine frühe erwartungsfokussierte Intervention bei dieser Patientengruppe indiziert. Kurze Videointerventionen mit Patienten als Rollenmodelle zeigten sich bereits als sinnvolle Methode zur Veränderung von Therapieerwartungen. Patienten und Methoden: Es wurden insgesamt 92 Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit in zwei Gruppen randomisiert: (1) eine Kontrollgruppe, die ein Video mit Patienten sah, die lediglich Informationen zu ihren Symptomen gaben, oder (2) in eine Experimentalgruppe, die ein Video mit den gleichen Patienten sah, die zusätzlich Informationen zu dem vorwiegend positiven Ausgang einer Psychotherapie gaben. Ergebnisse: Es zeigte sich kein differentieller Effekt zwischen den Gruppen, jedoch konnte eine signifikante Verbesserung der Therapieerwartung und Einstellung gegenüber Psychotherapie nach Betrachten beider Videos festgestellt werden. Nach einem Pooling der Gruppen ließen sich als Moderatoren die Selbstwirksamkeit, die Symptomschwere und die Krankheitsdauer identifizieren. Schlussfolgerung: Eine kurze Videointervention mit Patienten als Rollenmodelle verbessert Therapieerwartungen und Einstellung gegenüber Psychotherapie von Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit, insbesondere wenn diese eine kurze Erkrankungsdauer, geringe Selbstwirksamkeit und schwere Symptomatik vorweisen. Frühe Interventionen bei therapieunerfahrenen Patienten scheinen indiziert. Es sind weitere Studien nötig, um die effektiven Videoanteile zur erfolgreichen Erwartungs- und Einstellungsveränderung zu identifizieren.
Subject
Psychiatry and Mental health,Clinical Psychology