Author:
Geissner Edgar,Ivert Petra Maria,Schmitt Manfred
Abstract
Untersucht man Therapieverläufe nicht nur zwischen unmittelbarem Beginn und Beendigung, können Fortschritte bereits zwischen Anmeldung und Beginn, noch ohne Intervention, aufgezeigt werden. Diese t<sub>0</sub>-t<sub>1</sub>-Veränderungen werden anhand eigener Befunde diskutiert: Ist der Vergleich Beginn (t<sub>1</sub>) – Ende der Therapie (t<sub>2</sub>) bzw. Katamnese (t<sub>3</sub>) sinnvoll, oder erfordert die angemessene Erfolgsbeurteilung nicht gerade Anmeldezeitpunkt t<sub>0</sub>? Wir plädieren für t<sub>0</sub>. (1) Anmeldung (t<sub>0</sub>) impliziert eine ausgeprägte, realistische Symptomschilderung, (2) positive Erwartungen zur erfolgreichen Behandlung verbessern Messwerte zu t<sub>1</sub> (Aufnahme), (3) Aufnahmezeitpunkt t<sub>1</sub> ist durch Sicherheitssignale der Klinik/der Behandler beeinflusst, Patientenratings – z.B. bei Angst – sind geringer (Kontextfaktoren), (4) Regression zur Mitte relativiert die Aussagekraft eines Einzelmesszeitpunkts: Hohe Messwerte dort fallen zu einem zweiten Zeitpunkt geringer aus. Um dies zu kontrollieren, müssen zu t<sub>0</sub> (in geringem Abstand) 2 Messungen durchgeführt werden, nämlich t<sub>01</sub> und t<sub>02</sub>. In der Praxis dient das Intervall t<sub>02</sub>–t<sub>2</sub> zur geeigneten Erfolgsbeurteilung, aber auch t<sub>02</sub>–t<sub>3</sub> sollte, wenn möglich, Auswertungsroutine sein. Einzelfallbeurteilungen erfordern die Berücksichtigung kritischer Differenzen, um messfehlerbereinigte Unterschiede zu sichern (Beispielerläuterung). Die Möglichkeit erweiterter Auswertung mittels Ausschluß nichtpathologischer Werte, der vereinfachten Auswertung mittels Cutoff-Bestimmung und einige Praxishinweise komplettieren die Arbeit. Unspezifische t<sub>0</sub>–t<sub>1</sub>-Veränderungen bedeuten keine Relativierung der Ergebnisse aktiver Intervention (t<sub>1</sub>–t<sub>2</sub>), sind vielmehr Bestandteil der Gesamttherapie.
Subject
Psychiatry and Mental health,Clinical Psychology