Author:
Saller Reinhard,Schwabl Herbert,Rostock Matthias,Dal Cero Maja
Abstract
Am Beispiel des in verschiedenen lokalen Traditionen genutzten Blutwurz, auch Tormentill (Potentilla erecta L.), wird exemplarisch eine offensichtliche Kluft zwischen üblichen indikationsgetriebenen Zulassungsverfahren und der empirischen Realität sowie dem Potential vieler Heilpflanzen aufgezeigt. Für Tormentillae rhizoma ist ein breites Spektrum an Inhaltsstoffen und das mit dem Vielstoffgemisch einhergehende Wirkprofil einer u.a. vielfältig antiinflammatorisch wirkenden systemischen Droge experimentell belegt. Die traditionelle Empirie der dämpfenden Effekte im Entzündungsgeschehen wird dadurch plausibilisiert. Die moderne Forschung liefert also Daten für einen sinnvollen Einsatz einer gut verträglichen Heilpflanze mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten für Haut und Schleimhaut (innerlich und äusserlich). Auf dem Markt gibt es aber, abgesehen von vereinzelten topischen Spezialitäten und Arzneitees, kaum Zubereitungen als zugelassene Arzneispezialität. Denn die derzeitige Praxis der Arzneimittelzulassung bevorzugt die spezifischen und organbezogenen Wirkungen und übersieht dabei das systemische Potential, die Modulationsfähigkeit dieser natürlichen Stoffgemische, wie sie durch traditionelle und empirische Belege angezeigt wird. Systemische Wirkungen zeigen ihre Stärke gerade im Zusammenspiel mit anderen Therapien insbesondere beim additiven Einsatz mit Spezifika, indem sie bestimmte Wirkungen verstärken bzw. abschwächen oder die Verträglichkeit der Spezifika erhöhen bzw. deren Nebenwirkungen abmildern. Die Kombination von spezifisch wirkenden Arzneimitteln mit solchen Systemmitteln (wie z.B. Blutwurz/Tormentill) stellt damit eine weitere Therapieoption dar, die als sinnvolle Ergänzung, wenn nicht sogar als Grundlage bei Prävention, Therapie und Lebensgestaltung zu werten ist.