Affiliation:
1. Gottfried-Wilhelm-Leibniz Universität Hannover, Institut für Lebensmittelwissenschaft und Humanernährung
Abstract
Zusammenfassung. Der Vegetarismus ist keine einheitliche Ernährungsform, sondern wird in unterschiedlichen Ausprägungen praktiziert. Am bekanntesten sind lakto-ovo-vegetarische und vegane Kostformen. Die in westlichen Industrieländern lebenden Vegetarier unterscheiden sich nicht nur in ihrer Ernährungsweise von der Durchschnittsbevölkerung. Auch ihr sonstiger Lebensstil differiert. Eine vegetarische Lebensweise geht mit einem um 40 – 50 % reduzierten Risiko für Typ-2-Diabetes und einem um 20 – 30 % verminderten Risiko für ischämische Ereignisse einher. Krebserkrankungen treten bei Vegetariern 8 – 15 % seltener auf, während bei der Krebsmortalität kein Unterscheid zu Nicht-Vegetariern besteht. Keine Vorteile übt die vegetarische Ernährung auf die Knochengesundheit aus. Auch bei der Gesamtsterblichkeit lässt sich kein eindeutig vorteilhafter Effekt nachweisen. Eine auf einer breiten Lebensmittelauswahl beruhende lakto-ovo-vegetarische Kost mit reichlich Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukte, Samen und Nüssen, ergänzt um mäßige Anteile an Milchprodukten und Eiern, stellt bei Erwachsenen im Allgemeinen die Versorgung mit allen Nährstoffen sicher (Ausnahmen: Vitamin D und Iod sowie potenzielle Defizite bei Eisen, ggf. Zink und langkettigen Omega-3-Fettsäuren). Vegane Kostformen bergen mehr Risiken hinsichtlich einer defizitären Nährstoffversorgung als eine lakto-ovo-vegetarische Kost. Bei entsprechenden Ernährungskenntnissen, breiter Lebensmittelauswahl sowie gezielter Supplementierung bzw. dem Konsum von angereicherten Lebensmitteln mit Vitamin B12 und D, Iod und ggf. an Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA) reichen Mikroalgenzubereitungen ist eine adäquate Nährstoffversorgung auch bei einer vielseitigen veganen Ernährung für Erwachsene möglich.