Affiliation:
1. Swiss HPB (Hepato-Pancreato-Biliary) Center, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsspital Zürich
Abstract
Zusammenfassung. Weltweit leiden 240 Millionen Menschen an einer chronischen Hepatitis-B-Infektion, und jährlich sterben Hunderttausende an den Folgen dieser Krankheit. Die Hauptübertragungswege sind ungeschützter Geschlechtsverkehr und Nadeltausch sowie die perinatale, vertikale Übertragung von der Mutter aufs Neugeborene. Die Diagnose einer Hepatitis B wird allein durch serologische Bestimmung von Antigenen und Antikörpern gestellt. Für eine HB-Screening-Untersuchung reicht die Bestimmung des HBsAg sowie der HBs- und HBc-Antikörper. Vor allem im Kindesalter erworbene Hepatitis-B-Infektionen chronifizieren sehr häufig (> 90 %). Von einer chronischen Hepatitis B spricht man bei HBsAg-Persistenz von über sechs Monaten. Die chronische Hepatitis B verläuft in verschiedenen Stadien („natural history“). Die erste Phase nach der Ansteckung ist die sogenannte Immuntoleranzphase, gefolgt von der immunreaktiven Phase. Die beste Prognose haben Patienten, welche in der inaktiven Phase der chronischen Hepatitis B sind (früher: „inaktive Carrier“). Nach HBeAg-Serokonversion kann es zu einem Wiederanstieg der Transaminasen und der Viruslast kommen Diese Phase wird als HBeAg negative chronische Hepatitis B bezeichnet. Verlieren die Patienten das HBsAg, spricht man von einer okkulten Infektion. Heute existieren zwei Therapiestrategien: 48-wöchige Therapie mit subkutan appliziertem PEG-Interferon und eine perorale Langzeit-Therapie mit Nukleosid / Nukleotid-Analoga. Eine besondere Patientengruppe stellen unter anderem Schwangere und Patientinnen im gebärfähigen Alter dar, bei welchen vor allem die Übertragung aufs Neugeborene verhindert werden soll. Patienten mit chronischer oder durchgemachter Hepatitis B, welche eine immunsuppressive Therapie erhalten, sind dem Risiko einer Hepatitis B Exazerbation / Reaktivierung ausgesetzt, und in dieser Situation sollte immer eine antivirale Therapie evaluiert werden. Das Hepatitis-D-Virus tritt immer gemeinsam mit einer Hepatitis-B-Infektion auf. Die einzig mässig effektive Therapie der Hepatitis D ist eine 12-monatige PEG-Interferontherapie. Die effektivste Prophylaxe gegen Hepatitis B und D besteht in der aktiven Immunisierung mittels eines Totimpfstoffs.