Nötige und unnötige Behandlungen beim Hämorrhoidalleiden: Der Patient bestimmt mit

Author:

Zindel Joel1,Inglin Roman1,Brügger Lukas1

Affiliation:

1. Klinik für Viszerale Chirurgie und Medizin, Inselspital, Bern Universitätsspital, Universität Bern

Abstract

Das Hämorrhoidalleiden ist eine häufige Krankheit an der bis zu einem Drittel der Bevölkerung leidet. Handelt es sich nicht um eine Notfallsituation mit akutem Hämorrhoidalprolaps oder Thrombose, so sollte wegen der minimalen Morbidität primär konservativ behandelt werden. Eine Stuhlregulation mit faserreicher Ernährung und/oder Quellmitteln ist dabei der erste Behandlungspfeiler, wird aber auch perioperativ empfohlen und dient der Langzeitprophylaxe. Gegebenenfalls kann zusätzlich vorübergehend mit Salben oder Suppositorien und/oder Flavonoiden behandelt werden. Die meisten Patienten werden dadurch beschwerdefrei, so dass von einem interventionellen oder invasiven Eingriff abgesehen werden kann. Erst bei persistierenden Symptomen kommen, bei Grad I–II Hämorrhoiden zunächst interventionelle, und bei höhergradigen bzw. therapierefraktären Hämorrhoiden, operative Therapien zum Einsatz. Interventionell konnte sich die Gummibandligatur als Therapie der Wahl etablieren. Ein vergleichbarer Effekt der Sklerosierungs- und Infrarottherapie wurde bisher nicht gezeigt. Wir können die Methoden daher nicht empfehlen. Die Selbstbehandlung mit analer Bougierung zeigt insbesondere bei Vorliegen eines erhöhten Sphinkterdruckes Erfolge und kann, relativ risikolos versucht werden. Gewisse chirurgische Verfahren wie die anale Dilatation, die Sphinkterotomie, die Kryochirurgie, die bipolare Diathermie, die galvanische Elektrotherapie und die Hitzebehandlung können aufgrund schlechter Resultate oder fehlender Daten nicht mehr empfohlen und müssen als obsolet betrachtet werden. Lange Zeit galt die klassische Hämorrhoidektomie bei der Behandlung des höhergradigen Hämorrhoidalleidens als operativer Goldstandard. Dabei ist die geschlossene Variante nach Ferguson bezüglich postoperativen Schmerzen und Wundheilung der offenen Variante nach Milligan-Morgan eher überlegen. Die in jüngerer Zeit vorgeschlagene, alternative Technik der Stapler-Hemorrhoidopexie nach Longo hat sich, insbesondere bei zirkulären Befunden, durchsetzen können. Die Longo-Operation ist der klassischen Methode in punkto postoperativer Schmerzen, Wiedererlangen der Arbeitsfähigkeit, Hospitalisationsdauer und Operationszeit überlegen, zeigt aber mehr Rezidive. Daten zur Hämorrhoiden-Arterien-Ligatur (HAL), allenfalls in Kombination mit rekto-analem-repair (HAL/RAR) zeigen einen ähnlichen Trend: bessere Verträglichkeit, mehr Rezidive. Diese „neueren“ Verfahren eignen sich auch für die Behandlung von höhergradigen Hämorrhoiden (Grad III und IV nach Parks) und können im Falle der Stapler-Hämorrhoidopexie auch bei Notfallsituationen wie dem akuten Hämorrhoidalprolaps erfolgreich zur Anwendung kommen. Unter bestimmten Bedingungen können gewisse Methoden äquivalent eingesetzt werden, während für andere Situationen klare Spezifitäten bezüglich Anwendung der einzelnen Behandlungen bestehen. Diese Vor- und Nachteile sollen dem Patienten dargelegt werden, so dass ein auf seine Bedürfnisse zugeschnittener Behandlungsplan entwickelt werden kann.

Publisher

Hogrefe Publishing Group

Subject

General Medicine

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